Die Barbagia ist das Herz von Sardinien. Ein weitläufiges Gebiet, das sich über die Hänge des Gennargentu, dem Bergmassiv in der Mitte der Insel, und die niedrigeren Erhebungen rund um diesen erstreckt. Der Name Barbaria geht auf jene Zeiten zurück, als hier die Sarden Zuflucht vor den Eroberungstruppen der Karthager und Römer suchten. Eigentlich gibt es mehrere Barbagie: Das Gebiet ist in verschiedene historische Regionen unterteilt: die Barbagie von Belvì, (nördlichste) Bitti, Nuoro, Ollolai und (die südlichste) Seulo, sowie das Gebiet von Mandrolisai, westlich des Gennargentu. Bezaubernd sind die historischen Kerne der Städtchen mit ihren Granithäusern, engen Gässchen, Coortes (Höfen) und Rebenlauben, wie zum Beispiel in Gavoi, dem Ursprungsort des berühmten Käses Fiore sardo. In Orgosolo „sprechen“ die Straßen mit ihren Murales, Wandmalerien, die von Leben, Kultur und politischen Forderungen erzählen. Die Barbagia ist berühmt für ihren Wein, den Cannonau: Mamoiada, Oliena und Dorgali sind international angesehene Herstellungsorte.
Wenn Sie gerne im Freien aktiv sind, besuchen Sie Supramonte, wo das Weiß der Felsen, das Grün der Vegetation und das Blau des Himmels ein wunderschönes Farbspiel bieten. In Oliena erwartet Sie die Quelle Su Gologone, das Lanaittu-Tal, wo die ältesten menschlichen Überreste entdeckt wurden, und das Dorf Tiscali, wo der Legende nach die letzten Sarden vor den Eroberern Zuflucht gefunden haben sollen. Von Orgosolo wiederum geht es zum Wald von Montes und zum Gipfel des Monte Novu santu Juvanne, von wo aus sich Ihnen ein herrlicher Ausblick bieten wird. Sie können auch bis zum beeindruckenden, aus weißem Kalkstein gehauenen Nuraghe Mereu und zur imposanten Gorropu-Schlucht vordringen, deren bis zu 450 m hohen Wände das Reich des Königsadlers sind.
Um sich einen Überblick über die Kultur der Barbagia zu verschaffen, besuchen Sie das Museo della Vita e delle Tradizioni popolari sarde in Nuoro. Und um Ihre Neugierde in jeder Hinsicht zu befriedigen, sollten Sie auch die Karnevalsbräuche nicht verabsäumen, deren Ursprünge auf heidnische Fruchtbarkeitsriten zurückgehen. Mit Schaffellen, Kuhglocken und Fratzen- oder Tiermasken wird der Gegensatz zwischen Gut und Böse, Leben und Tod, Sieger und Besiegtem verkörpert. Die berühmtesten Kostüme sind die Mamuthones von Mamoiada, die Thurpos von Orotelli und die Merdules von Ottana. Diese sind auch im Museo delle Maschere del Mediterraneo in Mamoiada zu sehen. Eine weitere Tradition der Barbagia ist der Tenorgesang, ein Weltkulturerbe der Unesco. Dessen Ursprünge reichen weit zurück: Die Schäfer kamen zusammen und sangen gemeinsam, wenn sie im Winter fern ihres Heimatortes waren. Sollte es Ihnen nicht gelingen, sie live zu erleben, kein Problem, es gibt das Multimediale Museum des Canto a Tenores in Bitti.