Teti
Das Dorf Teti liegt in einer außergewöhnlichen Lage, mit den felsigen Gipfeln im Hintergrund, die den Cucchinadorza-See, das zweite künstliche Becken am Fluss Taloro, umgeben. Sein Gebiet verfügt über ein Naturerbe von großem Interesse, sowohl in Bezug auf Flora als auch auf Fauna. Die sehr günstige Lage erklärt die große Zahl archäologischer Stätten aus der vornuraghischen und nuraghischen Zeit. Sein Name könnte von der Smilax aspera stammen, einer Pflanze, die im Dialekt von Teti titione genannt wird und im gesamten Gebiet wächst. Dieses Gebiet, reich an dichten Wäldern und Quellen, ist ein ideales Ziel für Liebhaber langer Spaziergänge in der Natur. Unter den archäologischen Stätten sind mehrere Nuraghendörfer zu erwähnen, wie Abini, S'Urbale, Su Carratzu und Su Ballu. Auch die Nuraghen Alinedu und Turria sowie die Gigantengräber von Atzadalai und S'Urbale sind von großem Interesse. Das Dorf zählt heute etwa achthundert Einwohner, und seine Wirtschaft basiert hauptsächlich auf dem Dienstleistungssektor und auf der Viehzucht.
Abgesehen von den wundervollen, dichten Wäldern mit jahrhundertealten Stein- und Korkeichen kann man auf dem Land von Teti noch Hirschen, Damhirschen, Wildschweine, Füchse und Hasen sehen. Beachtenswert ist die Kirche Santa Maria della Neve, Schutzpatronin des Dorfes. Die Kirche aus dem 17. Jahrhundert liegt im Zentrum und verwahrt im Innern interessante Einrichungen. Ein weitere, bescheidenere Kirche auf dem Land ist San Sebastiano. Sie liegt etwas tiefer als das Dorf. Das einschiffige Gebäude ist gotisch-aragonischen Ursprungs.
Die Einwohner von Teti haben einen großen Identitätssinn und deshalb nehmen sie aktiv an den Festen im Laufe des Jahres teil. Das wichtigste Fest ist für sie sicherlich San Giovanni, das am 15., 16. Und 17. Januar gefeiert wird. Rund um ein großes, gesegnetes Feuer wird gebetet. Am letzten Abend des Festes können typische Produkte gekostet werden. Ein weiteres Fest ist San Sebastiano, das am letzten Sonntag im August stattfindet. Eine Prozession zieht bis zur Kirche auf dem Land, wo die Gläubigen in cumbessias (Pilgerzellen) untergebracht werden. Schutzpatronin des Dorfes ist Santa Maria della Neve, die am 5. August gefeiert wird.
Aritzo
Aritzo, das im Herzen der Barbagia di Belvì und am Fuße des Gennargentu liegt, verdankt seinen Namen der großen Anzahl natürlicher Quellen, die in seinem Gebiet entspringen, wie z. B. Is Alinos - mit harntreibenden Eigenschaften - oder die Funtana de Sant'Antoni, die für ihr leichtes Wasser bekannt ist.
Die „Schneeindustrie“, wie die Einwohner von Aritzo sie nennen, wird in den umliegenden Bergen seit Anfang des letzten Jahrhunderts betrieben: Schnee wird gesammelt und in mit Stroh ausgekleideten Kisten aufbewahrt, um ihn in den Sommermonaten zu verkaufen. Im Dorf kann man übrigens noch die Ruinen der Domos de nie, der Schneehäuser, bewundern. Darüber hinaus stellt das Kunsthandwerk aus Kastanienholz heute einen wichtigen Wirtschaftszweig in diesem Bergdorf dar.
Es ist vor allem für die handwerkliche Herstellung von Aussteuerkästen, sogenannten Cascie, und Schneidebrettern bekannt, die mit den für Aritzo typischen Schnitztechniken gefertigt werden. Aus Holz werden aber auch die Balkone der Häuser gefertigt, deren rosa Farbe einen schönen Kontrast zu den harten Steinmauern bildet.
Besucher können sich zu Fuß oder zu Pferd in die Berge von Gennargentu wagen oder im oberen Tal des Rio Flumendosa Kanu fahren.
Nicht weit vom Dorf entfernt befindet sich der Taccu di Texile, ein großer dolomitischer Kalksteinfelsen in Form eines Pilzes.
Am zweiten Sonntag im August findet Sa Carapigna statt, ein Fest, bei dem das berühmte Zitronensorbet, das nach einem uralten Rezept hergestellt wird, verkostet wird.
Am letzten Wochenende im Oktober findet das Kastanienfest (Sagra delle castagne) statt, bei dem Castagnata, ein typisches Kastaniengericht, serviert wird.
Su Texile
Ein Kalksteinzylinder, der einen Schiefergesteinkegel überragt, eine merkwürdige natürliche geometrische Form, die sich fast tausend Meter über dem Meeresspiegel erhebt, einsam, inmitten von waldbedeckten Reliefs. Su Texile, bekannt auch als su meseddu de Texile, ist ein Taccu, bzw. ein typischer Felsen uralter Formation, seit 1989 Naturdenkmal und das Symbol von Aritzo, einem, in die Barbagia di Belvì eingelassenen Bergdorf. Er besteht aus Kalkstein und Dolomit aus dem Meoszoikum und weist eine Fläche von fast einem Hektar auf, ist 24 m hoch und zwischen 50 und 70 m breit. Man erreicht ihn vom Ortsrand aus, zwei Kilometer entlang der Straße nach dem Straßenwärterhaus Cossatzu, versunken in eine malerische Landschaft von Weiden, Resten eines Steineichenwaldes, Kastanien-, Haselnuss-, Kirsch- und Walnussbäumen. Plötzlich wird ein Bild vor Ihnen auftauchen, das Ihnen nicht so bald aus dem Sinn gehen wird, und Sie werden die Beobachtung des aus dem 19. Jh. stammenden Historikers Vittorio Angius verstehen: „Aus der Ferne sieht seine Spitze wie ein perfekter Zylinder aus, aus der Nähe weist er eine unregelmäßige Gestalt auf“.
Tezile, ein Wort der Barbagia vorrömischen Ursprungs, bedeutet isolierte Bergkuppe, während meseddu, eine Verkleinerungsform des spanischen mesa (Tisch) ist und einen aus einem Baumstamm geschnitzten Schemel bezeichnet: Diese beiden Begriffe beziehen sich auf die Form des Felsens, der das kegelförmige Relief überragt, so als ob er „darauf sitzen“ würde. Die seltsame Form des Texile ist sein typisches Merkmal: Er mutet wie ein riesiger, gebrochener Pilz an, dessen Ränder an der Basis stärker ausgehöhlt sind als an der Spitze. Er weist flache, senkrechte steil abfallende Wände und Karsthohlräume auf. In seinen Klüften haben sich Steineichen angesiedelt, die in diesen Höhenlagen ungewöhnlich sind, ebenso wie endemische Pflanzenarten, die typisch für die Flora vor dem Quartär sind, eine Vegetation, die sich von der der umliegenden Gebiete des Gennargentu unterscheidet. Su Texile ist einer der von der Erosion verschont gebliebenen Zeugen der Kalksteindecke des Juras, die sich entlang des „tiefliegenden“ Westrandes des Bergmassivs abzeichnet. Die Morphologie ähnelt der von benachbarten Reliefs, wie den Tònneri von Belvì und Tonara.
Dieses Naturdenkmal wird auch sa trona de Santu Efis genannt: Dem Volksglauben nach soll der Heilige Ephysius von hier oben aus zu den Bewohnern der Barbagia gepredigt haben. In einer anderen Legende wird er als Unterschlupf von sa musca maccedda, einem tödlichen Insekt, erwähnt. Der Standort des Taccu von Aritzo hat seit prähistorischer Zeit das Interesse der Menschen auf sich gezogen: Er ist von neolithischen Zeugnissen umgeben, darunter die Domus de Janas von Rio su Fruscu, Baccu’e Forros, su Furreddu’e Carraxioni und Tonitzò (im Gebiet von Belvì). Aus der Bronzezeit stammen die nahen Nuraghen su Nuracciolu und su Nuraxi Liustra, die mit einem Gigantengrab verbunden sind. Bei jüngsten Ausgrabungen wurden Reste von Mauern freigelegt, die in den östlichen Hang des Taccu eingelassen sind: Im Inneren wurden Keramikfragmente aus der Nuraghen- und römischen Kaiserzeit entdeckt, die auf eine kontinuierliche Nutzung dieser Stätte hinweisen. In der Nähe des Texile ist ebenfalls ein Schatz an römischen Münzen (1.-2. Jh. n. Chr.) ans Tageslicht gekommen, der im Museum G. A. Sanna in Sassari aufbewahrt wird. Im Gebiet von Aritzo sollten Sie sich die Domos de nie („Schneegruben“) von Funtana Cungiada (1300 m hoch) nicht entgehen lassen, tiefe Brunnen aus dem 17. Jh., die jahrhundertelang die epochemachende Aktivität des Ortes, den Schneehandel, gespeist haben. Nach dieser Naturerlebnisreise kann man die Altstadt und die Monumente des Ortes besichtigen: Das reizende Haus Devilla, das Castello Arangino, die Pfarrkirche San Michele, die aus dem 17. Jh. stammenden spanischen Gefängnisse und das Völkerkundemuseum der sardischen Berge. Aritzo ist als „Hauptstadt der Kastanien“ und für seine Maistos ‘e linna, die Holzschnitzer, berühmt.
Laconi
Eine Grünoase mitten im Dorf mit einzigartigen prähistorischen Zeugnissen und Gemeinschaftswerten. Laconi ist ein „Juwel“ mit zweitausend Einwohnern und versunken in einem Wald, nahe dem Sarcidano, der mit dem Orangenen Qualitätssiegel des Touring Clubs ausgezeichnet wurde. Sein ursprünglicher Ruhm ist mit dem beliebtesten sardischen Heiligen, dem Heiligen Ignatius, verbunden: Seine Verehrung zieht Zehntausende von Pilgern, vor allem während der Feierlichkeiten Ende August, an. Die Besichtigung beginnt an dessen Geburtshaus, das gemeinsam mit dem Museum für sakrale Kunst und der ihm und dem heiligen Ambrosius geweihten Pfarrkirche, die im 15. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert mehrfach umgebaut wurde, Stationen eines Andachtswegs durch die Altstadt sind. Im Dorf befinden sich auch die Kirchen San Giovanni Battista, mit dem Dach abstützenden Holzskulpturen, und Sant’Antonio Abate, dem zu Ehren im Januar im Rahmen des Festes der typischen Süßigkeiten Feuer entfacht werden. Zu Jahresende werden alte Häuser und Adelsvillen während des Ocraxus geöffnet.
Hier ist ein Freilichtmuseum zu sehen: Die ersten menschlichen Spuren gehen auf das Jahr 6000 v. Chr. zurück. Zwischen Ende der Jungsteinzeit und Anfang der Metallzeit (3700-2400 v. Chr.) entwickelte sich ein einzigartiges bildhauerisches Phänomen und zwar die Menhire. Sie sind im Archäologischen Stadtmuseum für prähistorische Statuen zu sehen, das im ehemaligen Aymerich-Palast untergebracht ist. Darin sind 40 gemeisselte Monolithen ausgestellt, die zwischen dem 4. und 3. Jahrtausend v. Chr. entstanden und von denen einige besonders groß sind. Acht Monolithen wurden in Perda Iddocca und sechs Menhir-Statuen in Pranu Maore gefunden. Der Museumsrundgang wird durch Keramik-, Obsidian- und Metallgegenstände ergänzt, die an anderen Fundorten in der Region Sarcidano gefunden wurden, darunter das Megalithgrab von Masone Perdu und die Dolmen von Corte Noa. Inbegriff der Nuraghenkultur ist die Nuraghe Genna ‘e Corte mit zentralem Turm, Innenhof und Bastion mit fünf Türmen, von denen noch zwei erhalten sind.
Laconi ist ein Paradies für Botaniker, mit Wäldern, Lebensräumen für seltene Säugetiere und Vogelarten. Es ist ein Gebiet, das reich an Trüffeln ist und die höchste Anzahl an Orchideen auf der Insel zu bieten hat. Eine Augenweide ist der Aymerich-Park, der unweit vom Stadtzentrum entfernt liegt. Er ist um die Überreste der Aymerich-Burg angelegt, die nach den letzten Adeligen von Laconi benannt ist, aber schon davor existierte. Der Hauptturm stammt aus dem 11./12. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert als Gefängnis genutzt. Die Burg ist auf zwei Stockwerke verteilt: das untere aus derselben Zeit des Turmes und das obere mit Fenstern und Gesimsen aus katalanisch-aragonesischer Epoche. Besonders edel sind die Arkaden. Den Marquis ist die Anlage des Gartens mit exotischen Pflanzen und späteren Steineichenwäldern zu verdanken: Hier sind eine Libanonzeder, eine Trauerbuche, ein Schwarzkiefer und eine immergrüne Magnolie zu sehen. Das Grün ist durchsetzt mit Senken, Bächen, Wasserfällen und Teichen, die über Wege zu erreichen sind. Sehr sehenswert ist auch der Ortsteil Santa Sofia, wo sich die Ruinen einer byzantinischen Kirche befinden. Ende Juni findet in der Oase die Ausstellung des „Sarcidano“-Pferdes statt, eine alte einheimische Pferderasse, von denen etwa hundert Exemplare zu sehen sind.
Bitti
Bitti liegt auf 549 Metern Höhe, an der Grenze zur neuen Provinz Olbia-Tempio. Es gehört zu den bekanntesten Dörfern der Region Nuoro und ist der wichtigste Ort im nördlichen Teil der Barbagia. Diese kleine, von der Schäferei geprägte Gemeinde verdankt ihre jüngere Bekanntheit der Musikgruppe Tenores de Bitti, die mit ihrer Interpretation traditioneller sardischer Mehrstimmengesänge ganz Europa erobert hat. Nach Ansicht zahlreicher Forscher soll der Dialekt von Bitti dem Lateinischen am nächsten stehen. Die Geschichte des Ortes reicht weit zurück, denn sein Gebiet war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt und blieb es während der gesamten Nuraghenzeit. Besonders die archäologische Stätte von Romanzesu hat Spuren sehr alter Siedlungen ans Licht gebracht. Die architektonische Struktur des Dorfes ist typisch agro-pastoral, mit großen niedrigen Häusern und engen Gassen, die das historische Zentrum umgeben.
Auf der Piazza Giorgio Asproni befindet sich die Kirche San Giorgio Martire aus dem 19. Jahrhundert. Im Pfarrhaus kann man eine kleine Sammlung archäologischer Funde sehen. Nicht weit vom Dorf Richtung Orune (Die Straße ist beschildert, aber es ist schwierig den Schildern zu folgen) ist der Brunnentempel Su Tempiesu aus der Nuraghenzeit. Er ist aus großen, kantigen Basaltsteinen gebaut und hat mehrere Räume.
Der heilige Brunnen schöpfte aus einer Wasserader, deren Wasser für rituale Zwecke verwendet wurde. Auf dem Land um Bitti befinden sich mehrere Kirchen (Santo Stefano und Babbu Mannu, d.h der Heilige Geist), wo zu den jährlichen Gedenktagen Feste gefeiert werden. Es soll noch an zwei Persönlichkeiten aus dem Dorf erinnert werden, die sich für die Rechte Sardiniens und des sardischen Volkes eingesetzt haben: Giuseppe Musio, Richter und Senator des Regno d'Italia und der Abegeordnete Giorgio Asproni.
Belvì
Belvì liegt am Hang des Monte Genna de Crobu. Während sein Gebiet von Kirschbäumen, Haselnusssträuchern, Walnussbäumen, Kastanien, Traubeneichen, Steineichen und Stechpalmen bedeckt ist, wachsen in den felsigen Zonen dagegen Wacholder, wilde Oliven- und Birnbäume. Der Ursprung des Namens Belvì ist bis heute ungewiss. In der Vergangenheit war dieses Dorf wirtschaftlich und für den Handel so bedeutend, dass ein ganzer Teil des Barbagia-Gebirges noch heute „Barbagia di Belvì“ genannt wird. Außerdem gehörte es zu den Orten, die am wenigsten unter der Vorherrschaft der Feudalherren litten, und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wurde seine Verwaltung einem Vertreter anvertraut, der aus den Familienoberhäuptern ausgewählt wurde. Unweit der Häuser des Dorfes schlängeln sich die schmalen Gleise der Eisenbahnlinie, die mit unzähligen Kurven und ebenso vielen Viadukten Cagliari mit Sorgono verbindet.
Im Dorf kann man das kleine Museum für Naturkunde und Archäologie besuchen, das vor fünfzehn Jahren auf die Iniziative einer Gruppe von Naturbegeisterten entstand (Unter ihnen ein deutscher Naturforscher, der fast zehn Jahre im Dorf gelebt hat.)
Im Museum gibt es eine Abteilung für Paläontologie und eine für Mineralogie und eine Sammlung von Insekten und typischen Tieren der sardischen Fauna. Im August begeht man das eindrucksvolle Fest Sant'Agostino. Die Feiern zu Ehren des Schutzpatrons dauern drei Tage. Neben den religiösen Feierlichkeiten finden auch folkloristische und musikalische Veranstaltungen und ein Feuerwerk statt.
Nekropole von Sant'Andrea Priu
Mit seinen 18 Kammern zählt eines der Hypogäen zu den größten des Mittelmeerraumes. Die pränuragische Nekropole von Sant'Andrea Priu liegt in einer Ebene weniger als zehn Kilometer von Bonorva und 500 Meter von der Felsenkirche Santa Lucia entfernt. Nahe davon befinden sich die Quelle von Lumarzu und die Nuraghen Puttu de Inza und Monte Donna. Der Grabkomplex umfasst zwanzig Domus de Janas aus der Jungsteinzeit (IV-III Jahrtausend v. Chr.), die in die Wand und auf dem Plateau eines 10 m hohen und 180 m langen Trachytaufschlusses gehauen sind. Im Inneren sind architektonische Details aus dem Leben der Verstorbenen nachgebildet, um eine ähnliche Umgebung zu schaffen wie in ihrem Haus. Aufgrund ihrer herausragenden historischen und archäologischen Bedeutung gehört sie seit 2025 zu den siebzehn vornuraghischen Nekropolen Sardiniens, die zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt wurden.
Drei Domus der Nekropole bestechen ganz besonders durch ihre Größe und ihren Erhaltungszustand. Das „Grab des Häuptlings“ ist 250 Quadratmeter groß und besteht aus 18 Räumen, die in einem Labyrinth um zwei Haupträume angeordnet sind. Ein Vorhof führt in den halbkreisförmigen Vorraum (sieben Meter Durchmesser). Die beiden dahinter liegenden, rechteckigen Zellen sind in Längsrichtung hintereinander angeordnet. An ihren Wänden öffnen sich Türen, die zu zahlreichen Nebenzellen mit Nischen und Tischen führen. Das „Hüttengrab“ ist kreisförmig (drei Meter Durchmesser) und wird durch eine rechteckige Kammer betreten. Die beiden Räume weisen auf dem Boden Votiv-Cup-and-Ring-Markierungen auf: drei im Vorraum und gut 15 in der Hauptzelle. Die Decke ist mit einem in den Fels gehauenen Rillenstrahlenkranz verziert, der an die Dachbalken der aus der Kupfersteinzeit stammenden Hütten erinnert. Das „Kammergrab“ ist der Architektur eines Wohnhauses nachempfunden: Ein Eingangspavillon führt in einen größeren, rechteckigen Raum. Der zweite Raum weist zwei Säulen und eine Decke auf, die ein Satteldach nachbildet. Andere Gräber weisen symbolische Elemente auf: Auf dem Boden eines kleineren Grabes befindet sich eine Feuerstelle mit einem kreisförmigen Reliefring. Über dem Bergrücken, in dem sich die Gräber befinden, erhebt sich majestätisch ein einzigartiger Felsen, der als „Glockenturm“ bezeichnet wird. Aufgrund seiner Form wurde er auch als „heiliger Stier“ bezeichnet: Man hielt ihn für eine monumentale Skulptur, er ist aber eigentlich ein Monolith aus Trachyt, der vom Wetter geformt wurde.
Die Nekropole wurde lange Zeit wieder genutzt. In römischer und später byzantinischer Zeit wurde das „Grab des Häuptlings“ in eine Felsenkirche umgewandelt, eine der ersten in der Zeit der Verfolgungen. Sie wurde nach dem heiligen Andreas benannt und wiederholt mit Szenen aus dem Neuen Testament verputzt und mit Fresken bemalt, was im Inneren zu sehen ist.
Bolotana
Hauptanziehungspunkt von Bolotana ist ohne Zeifel die schöne Villa Piercy, die Ende des 19. Jahrhunderts im Jugendstil auf dem Land von Ingenieur Benjamin Piercy errichtet wurde, dem die sardische Eisenbahn die Planung in Auftrag gegeben hat. Rund um die Villa ließ der Besitzer einen prächtigen Garten anlegen mit exotischen Pflanzen, die der Ingenieur von seinen Reisen in die ganze Welt mitbrachte. Bekannt ist das Fest San Bachisio, dem eine Kirche auf dem Land im Platereskenstil geweiht ist.
Das Fest wird im Mai gefeiert und die nicht nur religiösen Veranstaltungen ziehen jedes Jahr Tausende Besucher an. Mehrere Weberinnen im Dorf tragen dazu bei, dass Bolotona zu den Hauptherstellern sardischer Teppiche in der Region zählt. Auch kann man verschiedene typische Erzeugnisse der Gegend kaufen, wie z.B. Öl, Myrtenlikör, das Brot con bèrdas und hausgemachtes Gebäck.
Orotelli
Es liegt am Rande der Marghine-Kette, auf der Granithochebene von Sa Serra, wo sich ein an prähistorischen Zeugnissen reicher Naturpark befindet. Orotelli ist ein Ort mit zweitausend Einwohnern in der Barbagia di Ollolai, der zu den authentischen Dörfern Italiens gehört und für die Herstellung von hochwertigem Getreide, Leder- und Steinartefakten sowie antiken Traditionen bekannt ist, wie z. B. die berühmte Maske der Thurpos (Blinde), die von Männern in einem schwarzen Mantel aus grobem Wollzeug mit Kapuze getragen wird. Der Karneval von Orotelli ist neben dem von Mamoiada und Ottana einer der bedeutendsten der Barbagia. Die Hypothesen über den Ursprung des Namens sind mit seinen Merkmalen verbunden: Er könnte von den griechischen Worten oros (Hochland) und tello (geboren werden) oder vom lateinischen ortellius, Land des Goldes, abgeleitet sein, da das Gebiet reich an Weizen ist. Im Vergleich zu anderen nahegelegenen, agropastoralen Zentren zeichnet sich Orotelli seit jeher durch seine Getreideanbau-Tradition aus. Im Bereich des Handwerks sind die Schuhmacher Meister in der Herstellung von Sos cambales (Stiefel) aus Leder. Man kann sie im November im Rahmen der Veranstaltung Autunno in Barbagia bei der Arbeit sehen.
Das Dorf umfasst zwei Kerne. Die niedrigen, stabilen Granithäuser der Altstadt sind um die Pfarrkirche San Giovanni Battista verteilt, ein imposantes romanisches Bauwerk mit einem beeindruckenden Glockenturm aus dem 14. Jahrhundert, und die nahe gelegene Kirche San Lussorio, die im 18. Jahrhundert aus Granitquadern errichtet wurde. Im neuen Stadtteil Mussinzua stechen die ehemals ländliche Kirche Santissimo Salvatore (16. Jahrhundert) und die andere Pfarrkirche Spirito Santo hervor, die auf den Ruinen einer aragonesischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert gebaut wurde. Der Anfang des 12. Jahrhunderts aus rotem Trachyt errichtete Kirche des Schutzpatrons San Giovanni (wird Ende August gefeiert) hat Umbauten erfahren, durch die der ursprüngliche romanische Grundriss verändert wurde, von dem noch die Fassade, die Apsis und die Wandpfeiler des Querschiffs und der Seitenwände erhalten sind. Sie war während der Fertigstellung der neuen Kathedrale, der Kirche San Nicola di Ottana, 23 Jahre lang (1116-39) Sitz der Diözese von Othana. Auf dem Land sind zwei weitere Heiligtümer erwähnenswert, die im Mittelalter das Zentrum verschwundener Dörfer waren: Nostra Signora di Sinne und die Kirche San Pietro di Oddini, mit den nahe gelegenen heißen Schwefel- und Heilquellen Sos Banzos.
Die Ursprünge des Dorfes gehen auf pränuragische Zeit zurück, was durch den Dolmen von Sinne belegt wird. Die Gigantengräber Forolo und Sa Turre ‘e Su Campanile stammen aus der Bronzezeit, ebenso wie diverse Nuraghen (einige davon eintürmig), darunter die spektakuläre Nuraghe Aeddos, eines der bedeutendsten prähistorischen Zeugnisse des Gebietes um Nuoro. Sie wurde aus enormen Granitblöcken erbaut und hat riesige Ausmaße, die über Jahrtausende hinweg erhalten geblieben sind. Interessant sind auch die kleine Nuraghe Càlone, die den Ortseingang dominiert, und eine Nuraghe mit Hauptturm und dreilappiger Bastion im Park Sa Serra.
Nekropole sas Concas
Die zwanzig Gräber von sas Concas werden von vielen Archäologen als der umfangreichste und älteste Domus de Janas-Komplex in der Barbagia angesehen, einem Gebiet, in dem die Hypogäen im Gegensatz zu dieser Stätte abgeschieden oder in kleinen Gruppen zusammengefasst sind. Die Nekropole, die auf ca. 2700 v. Chr. datiert werden kann, befindet sich in einem Trachytaufschluss im Gebiet von Oniferi am Rand der Staatsstraße 131 Dcn in Richtung Nuoro, von der aus man sie auf einem kurzen Weg erreichen kann. Sie unterscheidet sich nicht nur durch ihre weitläufige, gegliederte Anlage, sondern auch durch geheimnisvolle architektonische und symbolische Elemente. So sind an den Wänden einiger Gräber - das Grab Emiciclo (Halbkreis), Grab X und Grab Nuova Ovest (Neuer Westen) - Graffiti eingraviert, die stilisierte, auf dem Kopf stehende Männer darstellen.
Beeindruckend ist das Grab Emiciclo: Es hat eine komplexe Struktur, die aus einem Vorraum besteht, der durch eine Tür in eine große halbkreisförmige Kammer mit Satteldach führt. Von hier aus hat man Zugang zu fünf weiteren Nebenzellen. Verschiedene architektonische Details sind wiedergegeben: ein Reliefband an allen Wänden, eine Lisene an einer Ecke und ein falscher Relieftürsturz an der Tür in der Mitte der Rückwand. Die symbolischen Darstellungen sind auf zwei Gruppen verteilt: Auf der linken Seite der Rückwand befinden sich elf umgekehrte anthropomorphe Felszeichnungen (vom „Ankerform“- oder „Kandelaber“-Typ), die vermutlich die Toten darstellen. Etwas Ähnliches findet sich auf mehreren Menhiren, die im Museum von Laconi ausgestellt sind. Die Figuren setzen sich ohne bestimmtes Muster an der linken Wand fort. An der gegenüberliegenden Wand befindet sich eine einzige, auf dem Kopf stehende, stilisierte menschliche Figur. Außerdem befinden sich an den Wänden und an der Decke zahlreiche Cup-and-Ring-Markierungen. Im Grab Nuova Ovest führt ein langer Gang in den Vorraum. Ein dritter Raum ist auf der gleichen Achse angeordnet und hat Eingänge zu zwei weiteren Räumen, die einem T-Muster folgen, das auch in Grab XVIII zu finden ist.
Das gesamte Gebiet von Oniferi ist reich an nuragischen und pränuragischen Stätten: Von besonderem Interesse sind auch die Nekropolen mit Domus de Janas in Brodu, mit der gleichnamigen Nuraghe, sowie in sos Settiles, aufgrund der Menhire, die um die Gräber angeordnet sind. Weitere Nuraghen sind Soloai, Maddorocco, Murtas, Istorito, Ola und Predosu.