Die Grotte S. Michele di Ozieri befindet sich in der Nähe des gleichnamigen Orts und ist 80 Meter tief in den Kalkstein gegraben. Sie besteht aus Sälen und Stollen voller Stalaktiten, die durch kleine Wassertropfen genährt werden. Die teilweise zerstörte Grotte wurde einst als Behausung und als Kultstätte und Nekropole genutzt, sowie als unterirdische Grabstätte, die in den Stein gehauen wurde und als Massengrab diente, das sogenannte „domus de janas” (Haus der Feen). Von dieser Grotte wird auch der Name der sogenannten Kultur der „Ozieri” oder des „heiligen Michael” abgeleitet, die in der Zeit des Spätneolithikum zwischen 3.200 und 2.800 v.Chr. auf Sardinien vertreten war. Die in der Grotte gefundenen Keramikgegenstände sind technisch perfekt, weitaus besser als die Keramiken aller folgenden Kulturen. Besonders auffallend war vor allem die Herstellung und Dekoration von Steinvasen mit vorwiegend halbkonzentrischen Kreisen. Die Ausgrabungen zwischen 1914 und 1949 brachten eine große Menge an Funden ans Tageslicht. Besonders erwähnenswert ist ein fein dekoriertes Ziborium mit spiralförmigen Verzierungen ostägäischen Ursprungs, eine zykladenartige kleine weibliche Idolfigur aus weißem Marmor in Kreuzform ohne Armloch und mit rundem Unterkörper. Steinvasen (Speckstein, Calcit, Chlorit), darunter eine kleine korbförmige Vase, die mit unterbrochenen Linien dekoriert ist und mit rotem Ocker auf der unteren Hälfte der Außenseite. Auf der Innenseite ist sie mit halbkreisförmigen Motiven und unterbrochenen Linien verziert. Die Funde befinden sich im Museo Nazionale „G.A. Sanna” di Sassari.
Vom Zentrum von Ozieri gelangt man über den Sportplatz zum Eingang der Grotte.
Wenden Sie sich zur Besichtigung der Grotte an das Büro der Genossenschaft am Eingang der Grotte oder an das Museo Archeologico in piazza San Francesco, Tel. 079 787638.