Auf der Wanderschaft, auf der Entdeckung von tausendjährigen Geschichten
Mit einem rhythmischen und besonnenen Gang wandernd, werden Sie dein einzigartiges und mythisches Land besser schätzen, erfreuen Sie sich an Landschaften und verzauberten Flecken, vertiefen Sie die Kenntnis von Personen und Gemeinschaften, die dieses bewohnen und von deren authentischen Traditionen. Wanderwege, spirituelle Routen und Pilgerziele Sardiniens bieten das, was derjenige wünscht, der einen „langsamen Tourismus“ sucht, in Kontakt mit der Natur, Kultur und wahren Identität des Orts, den er besichtigt, der eine Bereicherung des Geistes und des Wissens wünscht. Die Wege der Insel sind ideal für einen Touristen, der eine intime, echte Erfahrung leben möchte, in einem einzigartigen landschaftlichen und kulturellen Umfeld und in Gegenden, in denen die Gastfreundschaft als heilig angesehen wird. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, zu Pferd oder mit dem Trenino Verde (Grünen Zug) zu besuchen.
Monserrato-Park
Einst der wichtigste Adelssitz der Stadt und heute eine sechs Hektar große Grünfläche von historischem und natürlichem Wert, in dem sich ein eleganter Monumentalgarten befindet. Bei einem Spaziergang durch den Monserrato-Park, der sich entlang einer Talsenke am südwestlichen Stadtrand von Sassari erstreckt und 2007 nach langwierigen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz erstrahlte, taucht man in die Vergangenheit ein: Seine Alleen rufen dessen bedeutungsvollsten Momente, von seiner Entstehung im 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, in Erinnerung. In dreieinhalb Jahrhunderten hat sich der Park von einem Bauernhof zu einem edlen Park mit einer unendlichen Vielfalt an Pflanzen und Bauwerken entwickelt, die seine baumgesäumten Wege zieren. Man spaziert an der Allee von Linden, Steineichen, Johannisbrotbäumen, Zypressen und Kiefern entlang. In der Mitte befinden sich sechs Anbauinseln mit Orangenbäumen. Die unregelmäßige Form und die Vielfalt der Vegetation schaffen Abschlüsse und unerwartete „Perspektiven" der Stadt. Palmen und Korallenbäume, Oliven- und wilde Olivenbäume, Zitrus- und Granatapfelbäume, Buchsbäume, Rosskastanien, Magnolien, Weiden, Mastixsträucher und mediterrane Essenzen gehen ineinander über. Zur Verschönerung des Parks tragen auch die Gebäude bei, die von den Adelsfamilien, die nacheinander in dessen Besitz waren, errichtet wurden. Zuerst die Navarro, Kaufleute aus Valencia, dann die Deliperi, darunter Giacomo, der erste Bürgermeister der Hauptstadt nach der Vereinigung von Piemont und Sardinien.
Ab 1866 folgte der Abgeordnete Giovanni Antonio Sanna, ein Mann von Kultur und ein Freund von Mazzini und Garibaldi: ihm verdanken wir die Vergrößerung des „Herrenhauses“ und die Ergänzung durch weitere Bauwerke. Nach ihm kam Baron Giordano Apostoli, der die neugotischen Anregungen der Romantik aufgriff und den Park mit Artefakten wie dem „Jagdturm “ und dem „Belvedere-Becken“ bereicherte. Das war die Blütezeit. Ab 1921 war Nicolò Marquis di Suni (in der Planargia) der letzte Besitzer.
Über eine von Olivenhainen beschattete Straße gelangt man zum „Grünen Becken“ und von hier aus zur Terrasse des „Kleinen Wassertempels“, der fast zehn Meter lang, sechseinhalb Meter hoch und im klassizistische Stil gebaut ist. Er taucht fast unerwartet auf, mutet ob der klaren Linien streng und ob des Spiels mit dem Volumen lauschig an. Die Fassade prägt ein Portikus mit vier Kalksteinsäulen, die Abdeckungen sind Tonnengewölbe. Der Tempel beherrscht ein Tal, in dessen Mitte sich das „Nymphäum“ befindet, ein ellipsenförmiges Becken in klassizistischem Stil, das fast neun Meter lang und vier Meter breit ist. Der Spaziergang geht weiter durch die „Lindenallee“, die zum „Haus" führt: Von hier aus hat man einen Blick auf den Aussichtspunkt, der die „Zypressenallee“ überragt. Nicht zu übersehen sind die Ende des 19. Jahrhunderts hinzugefügten klassizistischen Bauwerke, allen voran das über dreißig Meter lange und zehn Meter breite „Froschbecken". Durch seine Neigung und flexible Anpassung an den Hang fügt es sich harmonisch in die Natur des Geländes ein. In der Mitte der Mauer sprudelt das Wasser aus einem gewölbten Durchgang heraus. Eine kurze Treppe führt zum monumentalen, 14 m hohen „Jagdturm“ mit welfischen Zinnen. Eine schmale Treppe verbindet die Stockwerke bis zur Terrasse, von der aus der Blick bis zum Meer reicht. Die Fassadenform ist streng, aber der Komplex konnte seine weichen Linien bewahren. Das „Jagdbecken“ bildet den Flügel des Wassertempels und betont dessen sanft abfallenden Verlauf. Turm und Becken fügen sich harmonisch in das Ensemble aus Bäumen, Wiesen und Wegen ein, die zum Tal hin abfallen. Vom Park aus macht man sich auf den Weg, um eine alte Königsstadt zu erkunden: Der Rosello-Brunnen, die Piazza d’Italia und die Kathedrale San Nicola di Bari sind Symbole für die Geschichte und Kunst von Sassari.
Sos Enattos
Eine lange Geschichte, die es zu erzählen und zu erkunden gilt. In der Antike ausgebeutet, die Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von verschiedenen Konzessionsunternehmen betrieben wurde, liegt das Bergwerk von sos Enattos, das letzte metallhaltige Becken im Gebiet um Nuoro, das 1996 geschlossen wurde, heute ein wahres „Juwel“ der Industriearchäologie darstellt und Teil des von der Unesco geförderten geologisch- bergbaulichen Parks Sardiniens ist. Inmitten einer herrlichen, zum Teil unberührten Landschaft mit der „dolomitischen“ Kette des Monte Albo im Hintergrund, inmitten von Eiben-, Steineichen-, Wacholder- und mediterranen Macchia-Wäldern, dem Lebensraum von Mufflons und Steinadlern, sind Brunnen, Waschanlagen und andere Strukturen perfekt erhalten und für Besucher zugänglich. Sos Enattos ist Teil eines großen Bergbaukomplexes auf dem Gebiet von Lula, zu dem auch die beiden anderen nahe gelegenen Bleiglanz- und Silberminen Guzzurra und Argentaria mit ihren jeweiligen Bergarbeiterdörfern gehören. Ursprünglich wurden die Erze mit Ochsenkarren zum Strand von Santa Lucia di Siniscola transportiert und auf Frachtschiffe verladen.
Die ersten Anzeichen einer Ausbeutung des Gebietes gehen auf die jüngere Jungsteinzeit zurück, als der Talkstein „Steatit“ abgebaut und zu Kunstgegenständen verarbeitet wurde, darunter auch Statuetten der Muttergöttin. Aus der Römerzeit stammen Brunnen und Stollen, in denen die „damnatio ad metalla“ - Verurteilten Blei und Silber abbauen mussten. Die Überreste der Siedlung waren bis 1960 intakt. Eine weitere historische Spur war die Anwesenheit von jüdischen Sklaven aus dem 11. Jahrhundert, die im Auftrag eines reichen Grundbesitzers, eines gewissen Nabat, in den Brunnen arbeiteten. Ab dem 19. Jahrhundert konzentrierten sich die Ausgrabungen auf Blei-Zink-Adern und den Bleiglanz, später auch auf die Blende, an der das Gebiet sehr reich war. Der erste Wendepunkt der Mine war der Übergang zur Societé anonyme des mines de Malfidano (1905). Ihre größte Blütezeit erlebte sie mit der Übernahme durch Rimisa (1951), durch die das Produktionsniveau dank der Modernisierung der alten Stollen und des Baus eines Damms, einer neuen Waschanlage, von Lagerhallen, Werkstätten, Schaltanlagen, Büros, Unterkünften und Serviceleistungen für die Arbeiter auf ein Rekordniveau angehoben wurde. 1971 wurde der Schacht Rolandi fertiggestellt und ging in den Besitz der sardischen Bergbaubehörde über, die sich um eine Verbesserung der Produktion und der Erträge bemühte. Dann kam der Niedergang infolge der Bergarbeiterstreiks, die bereits 1896 als einer der ersten Arbeiterproteste in Italien ihren Anfang nahmen. Die Gegenwart und die Zukunft des Standorts sind auf die Wissenschaft ausgerichtet: 2019 wurde in sos Enattos das Oberflächenlabor einer Forschungsinfrastruktur eröffnet, in der das Einstein-Teleskop sowie ein Interferometer zur Beobachtung und Analyse von Gravitationswellen untergebracht werden sollen.
In der Nähe des Bergwerks befindet sich auch das Heiligtum des Heiligen Franz von Assisi, der den Bergleuten und ihren Familien seit jeher am Herzen lag. Die 1795 erbaute Kirche, die durch die Nobelpreisträgerin Grazia Deledda in ihren Romanen berühmt wurde, ist während der Festtage Anfang Mai und Anfang Oktober das Ziel von Pilgerfahrten aus der ganzen Insel. Den Gläubigen wird su Flindeu angeboten, in Schafs- und Käsebrühe zubereitete Fadennudeln, eine der Attraktionen von Lula.
San Salvatore di Sinis
Der Wilde Westen Sardiniens in einem Dorf, das nur wenige Tage im September anlässlich der Corsa degli Scalzi bewohnt wird. San Salvatore di Sinis, in der Ortsgemeinde Cabras, von dem es nur neun Kilometer auf der Straße zum wunderschönen Strand von is Arutas und zur antiken Stadt Tharros entfernt liegt, ist ein kleines Dorf, das schon seit Nuraghenzeit in heiligem Gebiet liegt und über zwei Jahrzehnte lang (1967-90) Schauplatz von „Spaghettiwestern“ war. Die Ähnlichkeit mit amerikanischen Grenzlandschaften führte dazu, dass es an Filmproduzenten vermietet wurde und in Filmen wie „Garter Colt“ (1968) zu Dörfern in Arizona oder New Mexico (einschließlich des Saloons) wurde. Das Genre ist zwar aus der Mode gekommen, doch die Attraktion für Neugierige geblieben.
Kulisse des 20. Jahrhunderts, Kultstätte seit Jahrtausenden. Das mittelalterliche Dorf, dessen heutiger Aspekt auf die spanische Herrschaft zurückgeht, verdankt seinen Namen der Kirche San Salvatore, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf einem in den Fels gehauenen prähistorischen Heiligtum errichtet wurde. Unter dem linken Seitenschiff führt eine kleine Treppe in das Hypogäum, das Spuren von Siedlungen aufweist, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ein Gang führt durch rechteckige und runde Räume (einer davon mit einem Brunnen) zur Hauptkammer mit einer Quelle, die in der Nuraghenzeit für heidnischen Wasserkult genutzt wurde. In punischer Zeit war das Gebiet dem Gott der Heilkunst Sid, geweiht, während die Römer hier den Asklepioskult feierten. Das Bild der Romanisierung der Geisterstadt wird durch Domu ‘e Cubas, Ruinen von Bädern aus der Kaiserzeit mit einem polychromen Mosaikboden sowie Spuren eines Getreidespeichers aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. abgerundet. Das Hypogäum wurde ab dem 4. Jahrhundert in ein frühchristliches Heiligtum zu Ehren des Erlösers umgebaut: In zwei Räumen sind unbearbeitete Altäre mit einem großen Nuraghenbecken auf beiden Seiten zu sehen, das als Weihwasserbecken Verwendung fand. An den Wänden aller Räume befinden sich Inschriften in punischer, griechischer, lateinischer und sogar arabischer Sprache, die vermutlich auf islamische Plünderer im Mittelalter zurückgehen. Beeindruckend sind die wunderschönen frühchristlichen Fresken sowie Graffiti und Dekorationen, die Szenen des täglichen Lebens aus der Römerzeit und heidnische Kulte darstellen.
Die Kirche ist von sas Cumbessias kleinen, schmucklosen Häusern umgeben, die Ende des 17. Jahrhunderts gebaut wurden, um die Pilger während der Novenen zu Ehren des Heiligen Erlösers zwischen August und September zu beherbergen. In den „20 Kinojahren“ des Dorfes gehörten sie zur Westernkulisse. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten beginnt in der Morgendämmerung des ersten Samstags im September mit der Corsa degli Scalzi, einer der eindrucksvollsten, besonders tief verwurzelten und identitätsstiftenden Veranstaltungen Sardiniens. An der Prozession nehmen über 800 Curridoris in weißer Kutte teil, die barfuß auf einem langen Schotterweg von der Kirche Santa Maria Assunta in Cabras das Simulakrum des Heiligen bis zum Dorf begleiten... und es am nächsten Tag zurück in die Pfarrkirche bringen.
Die geheimnisvolle Faszination des Karnevals auf Sardinien
Mit dem Entfachen der spektakulären Feuer zu Ehren des Sant’Antonio Abate, einem alten, in vielen Orten der Insel verbreiteten, feierlichen Ritual, wird auch der Karneval in ganz Sardinien lebendig. Su Karrasecare hat zahlreiche Gesichter: jede Gemeinde feiert nach ihren eigenen Bräuchen, Ausrichtungen und Besonderheiten. Am 17. Januar wird er traditionell durch Feuer zum Fest des Sant’Antonio eingeläutet und endet am Aschermittwoch, der in Ovodda besonders ergreifend begangen wird. Die ersten Ereignisse des Jahres, die die Bevölkerung jeden Winter aufs Neue mit jahrhundertealten Traditionen beleben. Religiöse und heidnische Elemente, Leidenschaft und Identität, ansteckende Rhythmen und berauschender Schwung wie in Gavoi mit den festlichen Klängen der tumbarinos (Tamburinspieler). Während der Festtage gibt es überall auf der Insel typische Karnevalsspezialitäten: Saubohnen und Speck, pistiddu und coccone, Schmalzgebäck (zeppole) und guten Wein.
Setzu
Am Fuße der Giara, einem Basaltplateau, das eine einzigartige Naturoase ohne Ihresgleichen darstellt, liegt Setzu, ein winziges landwirtschaftliches Zentrum mit etwa 150 Einwohnern, das kleinste Südsardiniens und eines der letzten auf der ganzen Insel, was die Einwohnerzahl betrifft. Seine Wirtschaft basiert auf Landwirtschaft und Viehzucht: Es ist für die Produktion von Fleisch, Käse, Wein und für Pilze und Schnecken berühmt, den „Grundlagen" der traditionellen kulinarischen Spezialitäten, die man Mitte August während des Festes „Sagra della fregola e de su pani Indorau" genießen kann. Der Name des Ortes bedeutet eigentlich „alt" (von su becciu, su belzu/elzu, s’etzu), denn er ist der älteste der umliegenden Orte und gehörte im Mittelalter zum Judikat von Arborea.
Sein Gebiet umfasst etwa 250 Hektar der südwestlichen Hänge der Giara sowie weitere „sanfte“ Hügel der Marmilla. Symbol dieses Ortes ist eine einzigartige Wildpferdart: die kleinen Giara-Pferde. Man kann sie aus nächster Nähe beobachten, wenn sie zwischen Kork-, Flaum- und Steineichen, Olivenbäumen und mediterraner Macchia galoppieren. Die Gegend ist ideal zum Reiten und Radfahren.
Der Ort konnte seine traditionelle Architektur mit seinen kampidanischen Steinhäusern bewahren, die durch gewölbte Portale und Innenarkaden (Lollas) geprägt sind. Sie gruppieren sich um die Pfarrkirche San Leonardo, die im 13. Jahrhundert in romanischen Formen erbaut wurde und bis zu ihrem Wiederaufbau im 17. Jahrhundert verfallen ist, und deutliche Anklänge an den Barockstil aufweist. Neben der Kirche steht der quadratische Glockenturm, der Zeugnis für die ursprüngliche romanische Anlage ablegt. Das Fest des Schutzpatrons wird Anfang November gefeiert. Das andere Heiligtum des Dorfes ist dem Heiligen Christophorus geweiht. Setzu ist sehr traditionsverbunden: Das Fest des Heiligen Ignazio da Laconi Ende August wird von der Gemeinde sehnlichst erwartet. Ein Teil des kulturellen Erbes des Dorfes ist im ehemaligen Monte Granatico und im Multimedia-Museum Filo di Memoria zu finden, das 2011 in einem renovierten alten Herrenhaus im Herzen des Dorfes eingerichtet wurde. In drei Sälen werden die prähistorische Archäologie und die Geschichte des Ortes, auch anhand von Märchen, erzählt. Der Ausstellungsparcours lädt Sie zu einer „Live-Konfrontation" mit der Muttergöttin und Janas, in einer virtuellen Reise zwischen dem fünften und dritten Jahrtausend v. Chr. ein, einer Zeit, in der die Gegend besiedelt war, wie die Domus de Janas di Domu ‘e s’Orcu e Grutta sa Perda bezeugen. Überreste von nuragischen Türmen zeugen von der Präsenz des Menschen in der Bronzezeit: In der Nähe der Nuraghe S’Uraxi wurden auch zahlreiche römische Keramiken gefunden. Aus der gleichen Zeit stammen auch in der Ortschaft Corte Muros Teile von Mauern und Dächern von Wohnhäusern. In der Ortschaft Nuraxi ‘e Setzu sind die Überreste eines Dorfes aus der Kaiserzeit zu sehen.
Villa Piercy
Ein Landgut aus dem Ende des 19. Jahrhunderts hat sich im Laufe der Jahrzehnte von einem Bauernhof zu einer Naturoase mit einem üppigen Garten mit Pflanzen jeder Art entwickelt. Es erstreckt sich über vier Hektar zwischen den Reliefs der Unterregion Marghine und der Campeda-Hochebene und ist das Vermächtnis eines walisischen Ingenieurs, der 1863 auf der Insel landete, um das Eisenbahnnetz (Cagliari-Olbia und Chilivani-Porto Torres) zu planen, das von der italienisch-englischen Gesellschaft „Compagnia per le ferrovie reali sarde" umgesetzt wurde. Die berühmte Figur ist Benjamin Piercy, ein mächtiger und sehr reicher Mann, verliebt in Sardinien und ein wahres Glückskind, zumindest bis zu seinem Unwohlsein während eines Banketts, das ihn das Leben kostete (1888). Als Gegenleistung für seine Arbeit am (bis damals) größten öffentlichen Bauwerk Sardiniens erhielt er verschiedene Grundstücke in der Gegend von Bolotana, wo er mit einer für die damalige Zeit erstaunlichen Investition von mehr als einer Million Lire einen modernen Bauernhof errichtete, der als „Monument für die Landwirtschaft" bezeichnet wurde.
Auf dem Landgut Badde Salighes (Tal der Weiden) errichtete er auch eine prachtvolle Villa im englischen Stil, den Familiensitz, in dem man in luxuriöser Atmosphäre mit ständigen Feierlichkeiten zwischen englischen und italienischen Adligen lebte: Hier soll, so heißt es, der zukünftige König von Italien, Umberto von Savoyen, oft zu Besuch gewesen sein. Der zwischen 1879 und 1882 errichtete Landsitz hat einen viereckigen Grundriss und ist auf drei Ebenen angelegt. Die vier Scheitelpunkte sind von kleinen Türmen umgeben, die mit Metallkuppeln bedeckt sind, auf denen eine kleine Eisenzinne emporragt. Im Inneren der Villa sind die Räume im Erdgeschoss mit Gemälden geschmückt. Seit der Restaurierung im Jahr 2010 kann sie zusammen mit dem sie umgebenden Garten besichtigt werden. Es gleicht fast einem botanischen Garten, der Piercys Liebe zur Natur zu verdanken ist. Bei einem Spaziergang zwischen Ahorn, Stechpalmen, Kastanienbäumen, Stein- und Flaumeichen kann man auch exotische Arten bewundern, die der britische Ingenieur von seinen Reisen in die verschiedenen Länder der Welt mitgebracht hat. Weihrauchzeder, Himalaya-Thuja, Spanische Tanne, Balearen-Buchsbaum, Lawsons Scheinzypresse und andere seltene Pflanzen sind im Garten zu Hause. Auch der Park ist im englischen Stil gehalten, den nahe der Villa ein von Bäumen umgebener Swimmingpool ziert.
Zu den Vermächtnissen Piercys, die an seinen Sohn weitergegeben und Mitte des 20. Jahrhunderts einer Enteignung unterzogen wurden, gehören die prachtvolle Villa, der Garten und sogar eine Ortschaft, Chilivani (ein Ortsteil von Ozieri), die ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt ist. Auf den tausend Hektar seines Anwesens entstand die größte Viehzucht des Mittelmeerraums: Hier waren viele Arbeiter beschäftigt, die mit ihren Familien in den Dörfern Badde Salighes und Padru Mannu wohnten, wo eine mit innovativen Anlagen ausgestattete Molkerei errichtet wurde. Nicht umsonst ist die Person des Piercy eng mit der aufkommenden intensiven Landwirtschaft und Viehzucht von Bolotana verbunden, einem von fruchtbarem Land umgebenen Dorf, das neben seiner landwirtschaftlichen Tradition auch die Kunst der Weberei, insbesondere der Teppichherstellung, bewahren konnte.
Carbonia
Mit fast dreißigtausend Einwohnern ist Carbonia die neuntgrößte Stadt Sardiniens und die bevölkerungsreichste in Sulcis. Der 45 Meter hohe Glockenturm überragt die Häuser und flankiert die Granit- und Trachytfassade der Kirche von San Ponziano. Die Stadt wurde 1938 gegründet und in nur zwei Jahren erbaut, um den Arbeitern des Sirai-Serbariu-Kohlebergwerks eine Unterkunft zu bieten. Die Sulcis-Minen waren damals eine der wichtigsten Energiequellen Italiens. Der Name Carbonia weist auf den Ursprung hin: Er wurde in der Nähe des großen Bergwerks errichtet und ersetzte einen Weiler aus dem 19. Der Speicher, der zwischen 1937 und 64 in Betrieb war, verfügte über neun Schächte und hundert Kilometer Stollen. Für den Abbau der Kohle wurden Bergleute aus ganz Italien angeworben; 16.000 wohnten sofort in Carbonia, der Höchststand wurde 1949 mit 48.000 Einwohnern und 60.000 Bewohnern erreicht.
Heute, nach seiner Wiederherstellung, beherbergt Serbariu das Kohlemuseum, eine perfekte Nachbildung der Bergbauwelt. Die stillgelegten Bergbaustätten werden von der phönizisch-punischen Archäologie flankiert: Auf dem Monte Sirai, in einem archäologischen Park am nordwestlichen Stadtrand, finden Sie Häuser, Plätze, Tempel und die Nekropole einer Kolonie, die erst phönizisch und dann karthagisch war. Es gibt auch ein Tophet, einen Kinderfriedhof, der teilweise im Museum Villa Sulcis rekonstruiert wurde, wo man dank multimedialer Vorführungen in die punische Stadt eintauchen und die ältesten Funde aus der sardischen Vorgeschichte kennen lernen kann, die aus dem Felsenunterschlupf von Carropu in der Ortschaft Sirri stammen und auf das Mesolithikum (9000 v. Chr.) zurückgehen. Unweit der Stadt befinden sich mehrere "prähistorische" Höhlen, ein Dutzend Nekropolen der Domus de Janas und die Überreste von 15 Nuraghen aus der Zeit zwischen 1600 und dem 6. Zu den interessantesten Zeugnissen gehören die Nekropole von Cannas di Sotto mit 18 Gräbern und Cùccuru su Cardolinu (3200-2800 v. Chr.). Die römische Herrschaft wird durch die Villa von Barbusi dokumentiert, die vom 4. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. "bewohnt" war, und durch den Weiler Medau sa Turri, der früher eine nuragische und phönizisch-punische Stätte war, dann römisch und schließlich ein mittelalterliches Dorf.
Urzulei
Urzulei liegt im Norden der Ogliastra, an der Grenze zur Barbagia, im mittleren Osten Sardiniens. An den Hängen des Monte Gruttas gelegen, hat er die Gemeinden Baunei, Talana, Dorgali und Orgosolo als Nachbarn. Sein Gebiet wird von zahlreichen Flüssen durchzogen, darunter der Flumineddu und der Fluss Coda di Luna, dessen Mündung sich am berühmten Strand von Cala Luna befindet. Im Mittelalter wurde es auch Ursulei genannt. Der Ortsname setzt sich aus dem sardischen Phytonym des Campidano Urtsùla, der Sarsaparille, und dem Kollektivsuffix -ei zusammen. Sein Gebiet wurde in der Nuraghenzeit aufgesucht, wie das Hypogäumsheiligtum Sa Domu e s'Orcu belegt. Das Dorf gehörte im Mittelalter zur Curatoria d'Ogliastra im Judicat von Calari.
Im 5. Jahrhundert erlebte Urzulei die ersten christlichen Evangelisten, Mitglieder der griechischen Kirche, die ihre Spuren vor allem mit der byzantinischen Herrschaft hinterließen, die die Verehrung orientalischer Heiliger verbreitete. Das kleine Dorf besitzt zahlreiche Kirchen, die es zu besichtigen gilt: die Pfarrkirche von Urzulei, San Giovanni Battista, San Giorgio Vescovo, Sant'Antonio di Padova, San Basilio Magno und die Kirche des Angelo. Nicht weit vom Dorf entfernt befindet sich das bedeutende mittelalterliche Dorf Mannorri. Das Supramonte d'Urzulei ist sehr bekannt für die Quelle Sa Rutta 'e s'Edera, die Grotte Domini und die bedeutende Gorropu-Schlucht, die jedes Jahr von zahlreichen Höhlenforschern erkundet wird.
Santa Giusta - Castiadas
Richtung Norden liegt der letzte Strand von Castiadas, der zum Küstenstreifen der Costa Rei gehört und alle deren bezaubernden Eigenschaften, allerdings mit einigen zusätzlichen Besonderheiten, widerspiegelt. Santa Giusta besteht aus einem Kilometer langen Sandstrand, der auch als Strand von Villa Rei bekannt ist, und einer viel kleineren Bucht, die auf der einen Seite von einer kleinen Landzunge und auf der anderen Seite von dem weißen Granitfelsen, dem so genannten Scoglio di Peppino, der die Form einer Schildkröte hat, umrahmt wird. Der „Felsen“ stellt die Grenze zwischen dem Küstengebiet von Castiadas und dem von Muravera dar und ist auch eine der Hauptattraktionen von Costa Rei. Auf seinem „Rücken“ kann man sich sonnen, eine Pause einlegen, um eindrucksvolle Fotos zu machen, und so manchen Sprung ins Meer wagen.
Der Sand von Santa Giusta ist weiß und weich, kaum spürbar, mit goldenen Reflexen und ein paar Kieselsteinen. Das Meer besticht mit seiner Klarheit und seinen Türkistönen, seinen smaragdgrünen Schattierungen, die durch die Sonnenreflexe auf der umliegenden Vegetation geschaffen werden. Der Meeresboden ist flach und sanft abfallend, was den Strand zu einem sicheren Ort für Kinder macht, und durch die geringe Tiefe wird das Wasser rasch erwärmt, wodurch ein „Pool-Effekt“ entsteht.
In der nördlichen Bucht gibt es auch eine mit Strandlilien bewachsene Düne und dahinter eine „Krone“ aus Wacholder. Nicht umsonst wurde der Küstenabschnitt zwischen dem kleinen Strand und dem Vorgebirge zum Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung erklärt und ist Teil des Natura2000-Netzes.
Der Strand von Santa Giusta wird aufgrund seiner Schönheit, seiner Farben und seiner Panoramalage jedes Jahr von zahlreichen Paaren als Hochzeitsort gewählt. Die Aura der „Heiligkeit“ für das schicksalhafte Ja wird durch eine Bronzestatue auf der Spitze der kleinen Landzunge unterstrichen, die den segnenden Christus mit Blick auf das Meer darstellt.
Der südliche Rand des Strandes wird durch eine Felszunge markiert, die den Sandstrand unterbricht und einige Meter ins Meer „stürzt“. Dahinter befindet sich der Strand von Cannisoni, der ebenfalls durch hellen Sand und kristallklares Meer geprägt ist. Noch weiter südlich liegt der Küstenstreifen von Sant’Elmo. Ihm folgt die herrliche Bucht von Monte Turno. Auf der gegenüberliegenden Seite, vorbei am Peppino-Felsen, kommt man hingegen zum langen Küstenstreifen (acht Kilometer) von Costa Rei, der zum Gebiet von Muravera gehört.