Santa Maria di Betlem
Sie sticht im künstlerischen Panorama von Sassari durch ihren architektonischen Reichtum und ihre stilistische Vielfalt hervor, die einen sehr langen Zeitraum vom 12. bis zum 19. Jahrhundert umspannen und romanische, gotische, barocke, Rokoko- und klassizistische Elemente miteinander verbinden. Santa Maria di Bétlem, die der Vergine Assunta (in den Himmel aufgefahrene Maria) geweiht ist, dominiert mit ihrem wuchtigen Bau den gleichnamigen Platz und den Platz Porta Utzeri. Sie erhebt sich vor einem gepflasterten Kreuzgang, in dem der Brunnen des „Brigliadore", von brillador dt. „Spritzer", aus dem 16. Jahrhundert ins Auge sticht. Von der Kirche aus beginnt die Discesa dei Candelieri, das Ereignis, das den Einwohnern von Sassari am meisten am Herzen liegt. Die hölzernen Votivkerzen, die am 14. August in einer Prozession getragen werden, werden in der Kirche aufbewahrt und sie ist der Sitz der sieben Handwerkszünfte: Eisenbahner, Bauern, Schreiner, Maurer, Gemüsegärtner, piccapietre und Schneider.
Die im 12. Jahrhundert erbaute und im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts im gotischen Stil umgebaute Kirche ist die älteste Kirche der Stadt. Ihre Neugründung geht auf die Ankunft der Franziskaner im Jahre 1274 zurück: ihnen wurden die Kirche und das Kloster (ehemals Benediktinerkloster) Santa Maria di Campulongu, das noch heute ein Kloster der Minderen Brüder ist, geschenkt. Der gotische Grundriss des Gebäudes wurde ab dem 14. Jahrhundert mehrmals umgestaltet. Aus der ersten Periode stammt eine Kapelle mit Kreuzgewölbe auf Spitzbögen erhalten, die auf Blattkapitellen ruhen. In der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde sie durch den Anbau von Kapellen im spätgotischen Stil und einem Kreuzgewölbe im Presbyterium neu gegründet. Zwei Jahrhunderte später wurde die Apsis hinzugefügt. Das Holzdach des Kirchenschiffs wurde im 18. Jahrhundert durch ein Kreuzgewölbe ersetzt. Zwischen 1829 und 1834 legte der Architekt Pater Antonio Cano Hand an und führte architektonische und dekorative Elemente des Rokkoko und Klassizismus ein. Etwa zwanzig Jahre zuvor hatte Cano auch die Restaurierung des angrenzenden Klosters geleitet.
Heute ist die ursprüngliche Giebelfassade aus Sandstein im romanischen Stil zu sehen, die reich an gotischen Motiven, arabesken Verzierungen und klassischen Säulen ist. Im unteren Teil ist die Struktur des Klosters erhalten, das 1106 auf Wunsch des Richters von Torres errichtet wurde. Die Fassade ist dreigeteilt: Portal mit Fenstersturz, in der Mitte eine gotische Rosette (15. Jh.) und oben ein Opäum aus dem 18. Jahrhundert. Der zylindrische Glockenturm, der von einer kleinen Kuppel des Architekten Antonio Cherosu (1846) überragt wird, prägt das Äußere. Das Innere weist ein einziges Schiff mit Kreuzgewölbe, das von Halbpfeilern (von Cano hinzugefügt) unterbrochen wird. An den Seiten befinden sich drei Kapellen auf der rechten und vier Kapellen auf der linken Seite. Im kuppelförmigen Querschiff, ebenfalls ein Werk von Cano, befinden sich vier Kapellen im barocken und gotischen Stil sowie Nischen mit Heiligenfiguren. Weitere schöne Werke vervollständigen den Schatz von Santa Maria di Bétlem wie die Statue der Madonna della Rose aus dem 15. Jahrhundert, die Gemälde von Giacomo Cavedoni, die Kanzel und das Retabel von Giovanni Antonio Contena.
Santadi
Santadi, in einer fruchtbaren Ebene gelegen, ist ein wichtiger landwirtschaftlicher Ort, den der Rio Mannu in zwei Kerne teilt: Santadi Basciu und Santadi 'e Susu. Der höher gelegene Ortsteil ist kreisförmig um die Pfarrkirche S. Nicolò angeordnet, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, aber im 19. Jahrhundert umgebaut wurde. Der Ortsname ist für das Mittelalter in der Form Sant'Agata bzw. Santa Ada de Sulcis belegt, wovon wohl der aktuelle Name abgeleitet ist. Das Gebiet birgt Spuren menschlicher Besiedlung schon in vorgeschichtlicher Zeit. Von besonderem Interesse ist die Stätte Pani Loriga, wenige Kilometer außerhalb des Wohnortes, in der Überreste einer phönizisch-punischen Siedlung aus dem 7. Jh. v. Chr. mit ihrer Nekropole und vermutlich dem Tophet zu sehen sind. Dieser Siedlung ging ein Nuraghe und eine neolithische Nekropole mit Höhlengräbern (domus de janas) voraus.
Sa Domu Antiga in der Ortsmitte führt die Rekonstruktion eines typischen Hauses des Sulcis vor, während einige der archäologischen Funde im Gebiet im Stadtmuseum ausgestellt sind. Wertvolle Zeugnisse eines nuraghischen Heiligtums aus der Eisenzeit stammen aus der Grotte Pirosu in der Örtlichkeit Su Benatzu. Nicht weit von hier liegt eine weitere Höhle mit Namen Is Zuddas, in der herrliche Kalkgebilde zu bestaunen sind. Beide Höhlen können mit Führung besichtigt werden. In dem von üppigen Wäldern umgebenen Bergdörfchen Pantaleo kann man dagegen die Bauten betrachten, die mit der Anfang des 20. Jahrhunderts hier verrichteten Bergwerkstätigkeit zusammenhängen. Unbedingt zu besichtigen ist die unweit von Santadi in der Gemeinde Villaperuccio gelegene Höhlengräber-Nekropole Montessu. Die renommierteste und meistgerühmte Veranstaltung von Santadi ist fraglos die 'Mauritanische Hochzeit”, bei der jedes Jahr im August ein junges Paar aus dem Ort in einem faszinierenden Zeremoniell vermählt wird, das an alte Traditionen des Ortes anknüpft. Großes Ansehen genießen die Weine der ortsansässigen Winzergenossenschaft, die verschiedene nationale und internationale Auszeichnungen gewonnen haben, darunter insbesondere der Carignano del Sulcis.
Heiligtum von Santa Vittoria
Im Süden von einem Abgrund und im Norden von einer Felswand geschützt, erstreckt sich das Heiligtum von Santa Vittoria in der Giara di Serri mit verschiedenen Spuren der Vergangenheit auf drei Hektar aus. Es ist ein beeindruckender Ort, wo man die Entwicklung nuraghischen Zivilisation in der Bronzezeit und bis zu den Anfängen der Eisenzeit, von den Korridornuraghen (1500 v. Chr.) über die des ‚klassischen‘ Typs (14. - 12. Jh. v. Chr.) bis zum Zeitpunkt, da der Bezirk zum Symbol der Religiosität und des kulturellen Schnittpunkts aller sardischen Stämme und nicht nur, wurde: Etruskische, phönizische, zyprische, in den Ausgrabungen gefundene Gegenstände bezeugen den Austausch mit entfernten Völkern.
Es sind vier Gruppen von Gebäuden auszumachen. Die erste ist der heilige Bezirk, bestehend aus dem, dem Wasserkult gewidmeten Brunnentempel: Es ist das Hauptgebäude, das sorgfältig aus bearbeiteten Basaltblöcken errichtet worden ist. Eine Vorhalle mit Fußboden, Sitzbank und Altar und eine Stufentreppe führen zum Brunnen. Daneben der ‚Hypäthral-Tempel‘ mit zwei Altären, den man über eine ‚Via Sacra‘ (heilige Straße) betrat. Von hier führt ein Weg zur ‚Hütte des Priesters‘, während nördlich davon die des ‚Oberhaupts‘ mit Vorhalle, Sitzbänken und Zimmer zu finden ist. Ein weiterer archäologischer Kern ist der ‚Bezirk der Feiern‘, ein gesellschaftlicher und geschäftlicher Bereich für Feste, Geschäfte und Aufenthalt der ‚Fremden‘, wo Bogengänge, Räume mit Verkaufsbänken und Sitzbänken, Gemeinschafts-Küche, ‚Bezirk der Gießer‘ und der ‚Markt‘, d.h., neun Räume mit Sitzen und Auslagen für die Waren.
Eine dritte Gebäudegruppe ist die der Hütten, darunter die des ‘doppelten Menhirs‘ – von dem darin gefundenen heiligen Manufakt – und der Häuser der ‚Feuerstelle‘ und des ‚Wächters‘. ZU guter Letzt stößt man auf eine vierte Anlage, aus der der ‚Bezirk der Hinrichtungen‘ und die ‚Kurie‘ mit etwa 50 Sitzplätzen herausragen: Hier versammelten sich wahrscheinlich in einer Bundesversammlung die unterschiedlichen Oberhäupter der verschiedenen Nuraghevölker Mittelsardiniens: Nachbildungen von Nuraghen-Altären, Stierkopf-Figuren, Waffenfragmente, Armreifen, Ringe, Äxte, Keramikgegenstände und vor allem kleine Bronzefiguren (ex Voto) menschlicher Gestalt und Tiere und Transportmittel. Das ‚Bundes‘-Heiligtum wurde auch punisch-römischer Zeit genutzt. Die Heiligkeit zog sich bis in die byzantinische Periode hinein: Dort entstand die Kirche Santa Maria della Vittoria, später im 11.-12. Jh. neu errichtet: Es handelt sich um den christlichen Wallfahrtsort, der der archäologischen Stätte den Namen verliehen hat.
Nuraghe Santu Antine
Dieses architektonische Juwel ist das eindrucksvollste im Tal der Nuraghen, einem der Gebiete mit der höchsten Dichte an prähistorischen Gebäuden auf Sardinien. Die Santu Antine in der Mitte der Ebene von Cabu Abbas, im Gebiet von Torralba wurde zwischen der mittleren Bronzezeit (16. Jh.) und der Eisenzeit (9. Jh. v. Chr.) errichtet. Ihre imposante Masse besteht aus kolossalen Basaltblöcken, die perfekt geformt sind und zur Spitze immer kleiner werden. Sie wurde völlig aus Trockenmauern errichtet. Ihr zentraler Turm ist 17 m hoch und hat einen Durchmesser von 15 m. Ursprünglich bestand sie aus drei Etagen und wird durch eine Dreipass-Bastion (mit drei Türmen) geschützt. Der Eingang führt in einen Gang, von dem ein Korridor wegführt, der rund um den Raum verläuft und über neun in regelmäßigen Abständen angebrachte Schlitze erhellt wird. Entlang des Korridors gelangt man in die Innenräume. Man hat den Eindruck, dass die großen Felsblöcke, aus denen das Bauwerk besteht, jeden Moment einstürzen könnten. Das ist aber nicht so! Dank der meisterhaften Baukunst des Nuraghenvolkes haben sie auf diese Weise Jahrtausende überdauert. Eine durch Schlitze beleuchtete Wendeltreppe führt hinauf zu den beiden Räumen im ersten und zweiten Stock, von denen der erste mit einer Sitzbank und zwei Nischen ausgestattet ist. Ursprünglich führte eine letzte Rampe auf die Terrasse. Die quadratische Bastion mit einer Seitenlänge von 40 m umschließt an der Vorderseite zwei Türme und dahinter einen dritten. Alle drei sind kreisförmig und haben einen Durchmesser von ca. 6 m. Sie sind mit Schlitzen versehen und über lange Tunnel durch kurze Bogengänge mit dem Hof und dem hinteren Turm verbunden.
Vor dem Bastion lagen 14 Rundhütten, in denen die Dorfbevölkerung lebte. Einige von ihnen erhalten Sitze, Kamine, Trennwände, Nischen und Schränke, die auf ihre Funktion hinweisen. Vor dem Eingang der Nuraghe befindet sich die „Versammlungshütte“ mit einer Sitzgelegenheit und einer Feuerstelle. Jenseits des Westturms ist eine große Hütte mit Innenräumen erkennbar, die durch Steinplatten abgegrenzt sind. Davor wurde ein Lager mit bronzenen „Broten“ gefunden, die heute im Museum Sanna in Sassari ausgestellt sind. In einigen Hütten wurden Spuren aus der römischen Zeit gefunden, die davon zeugen, dass die Strukturen weit über die Nuraghenzeit hinaus, zwischen dem 1. Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr., genutzt wurden. Dort können die Funde aus den Ausgrabungen in Torralba im Museum des Tals der Nuraghen besichtigt werden. In einem Gebiet des Logudoro-Meilogu wurden Siedlungsplätze aus der Jungsteinzeit gefunden, wie die Domus de Janas von Sant'Andrea Priu in Bonorva, von Moseddu und Tennero in Cheremule und die Grabstätte von Nughedu bei San Pietro di Sorres. Auf 37 km² tauchen etwa dreißig Nuraghen und zehn Gigantengräber auf.
Goni
Goni wird von den mit Eichen bewachsenen Landschaften von Gerrei umgeben, die vom Tal des Flusses Flumendosa durchschnitten werden, der zwischen bergigen Ufern fließt. Eine faszinierende Landschaft mit bedeutenden archäologischen Stätten.
Die Nekropole von Pranu Mutteddu ist von einem dichten Korkeichenwald umgeben. Sie besteht aus Hypogäen-Gräbern, Domus de Janas, megalithischen Kreisen und Menhiren, mysteriösen aufrecht stehenden Steinen mit anthropomorphen Formen, die in Gruppen oder in verschiedenen Anordnungen aufgereiht sind. Eine dieser Ausrichtungen besteht aus 20 perdas fittas, die von Ost nach West ausgerichtet sind und dem Lauf der Sonne folge
Das Dorf Goni ist ein ideales Ziel, um die natürlichen und archäologischen Schönheiten des Gerrei zu entdecken, von der dichten mediterranen Macchia, die das Gebiet bedeckt, bis hin zur megalithischen Nekropole von Pranu Mutteddu. 500 m vom Dorf entfernt, in der Ortschaft Peinconi, befindet sich eine Fossilienfundstelle, die Craptolithen bewahrt, ein seltenes Fossil aus dem Paläozoikum, das in den Sedimentschichten aus schwarzem Schiefer enthalten ist, die hier an die Oberfläche treten. Goni ist auch ein wichtiges Zentrum des Kork- und Korbflechterhandwerks. Am 25. Juli feiert Goni das Fest seines Schutzheiligen San Giacomo Maggiore: Eine feierliche Prozession zieht durch die Straßen des Dorfes, bei der die Statue des Heiligen auf einem von Ochsen gezogenen Wagen transportiert wird. Die religiösen Riten werden von zivilen Festen begleitet, bei denen auf dem Dorfplatz getanzt wird, moderne Musik gespielt wird und eine pyrotechnische Show stattfindet.
Sanluri
Das Dorf Sanluri, dessen Gebiet sich vom Campidano bis zur Marmilla erstreckt, liegt auf halbem Weg zwischen Cagliari und Oristano . Zusammen mit Villacidro ist es heute die Hauptstadt der neuen Provinz Medio Campidano. Aufgrund seiner Lage spielte Sanluri schon immer eine strategische Rolle, nicht nur in Bezug auf die Kommunikation, sondern auch auf politischer und militärischer Ebene . außerdem ist die Landschaft um das Dorf herum sehr fruchtbar. Aus all diesen Gründen wurde Sanluri ab ca. 1300 zur Verteidigung des Judicat d'Arborea befestigt. Die Umgebung war bereits in der Nuraghenzeit bewohnt, doch eine echte städtische Siedlung und ein Tempel wurden wahrscheinlich in der Römerzeit errichtet. Später entwickelte sich die Siedlung innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer, während außerhalb ein Netz von Straßen angelegt wurde, allerdings von einer besonderen Art, da sie sich fächerförmig von der Stadtmauer nach außen öffneten. Der Ursprung des Namens Sanluri ist umstritten, obwohl die wahrscheinlichste Hypothese lautet, dass das sardische Wort Seddori mit dem Weizenanbau in Verbindung gebracht werden kann, der in der Umgebung weit verbreitet war. Da lori ' Weizen ' bedeutet, könnte der Name Sellori, der in Archivdokumenten auftaucht, eine Abkürzung von su logu de su lori sein, d. h. „das Gebiet des Weizens“.
Das wichtigste Bauwerk ist zweifellos das nach Eleonora d'Arborea benannte Schloss, das wahrscheinlich zwischen dem 13. und dem frühen 14. Jahrhundert erbaut und später (Mitte des 14. Jahrhunderts) erweitert wurde. Es ist das einzige Bauwerk aus dem Mittelalter, das heute noch bewohnt ist, da nach einigen Restaurierungsarbeiten das Renaissancemuseum ' Duca d'Aosta ' hier eingerichtet wurde. Aber auch das ethnografische Museum der Cappuccini ist durchaus sehenswert, ebenso wie die Pfarrkirche Nostra Signora delle Grazie (14. Jh.) und einige andere Kirchen wie die Kirchen S. Pietro, S. Lorenzo und S. Pietro. Martino. Außerdem ist Sanluri für sein Civraxu berühmt, das ein hervorragendes Hartweizenbrot ist.
Regionalpark Porto Conte
Der regionale Naturschutzpark Porto Conte erstreckt sich in südöstlicher Richtung von der Calich-Lagune und reicht im Westen bis zur Küste. Dazu gehört das Monte Doglia Gebirge bis hin zum weiten Golf von Porto Conte, der im Schutze der Vorgebirge Punta Giglio und Monte Timidone-Capo Caccia liegt. Der Park umfasst nur das Land, während die Meeresgrotten von Capo Caccia zu dem gleichnamigen Meeresschutzgebiet gehören. In dem Park liegt der Staatswald 'Le Prigionette” der sich in der Gemeinde Alghero über 12 Kilometer erstreckt. Der Wald ist reich an international geschützten Tier- und Pflanzenarten. Im Park gibt es menschliche Spuren aus der Altsteinzeit (Grüne Grotte, 4. Jahrtausend v.Chr.), aus der Nuraghenzeit (Palmavera, Sant'Imbenia), Reste von altrömischen Herrschaftsvillen (Sant'Imbenia) und Küstenwachtürme aus spanischer Zeit. Die Pflanzenwelt ist auf den Vorgebirgen um Porto Conte gekennzeichnet von Macchia mit der stacheligen Centaurea horrida, einer nur in Sardinien und Korsika vorkommenden Pflanze und Zwergpalmen, der einzigen spontan wachsenden Palmenart im Mittelmeerraum. Der Meeresboden ist bedeckt von ausgedehnten Neptungras-Wiesen. das Neptungras ist eine sehr empfindliche Pflanzenart und stellt einen unersetzlichen Fortpflanzungsort für die marine Küstenfauna dar. Es gibt verschiedene Pinienarten, Erdbeerbäume, Strohblumen, Ginster und Wolfsmilchgewächse, die im Frühjahr den Park mit ihren Farben und Düften durchziehen. Die Tierwelt besteht aus 35 Säugetier- und 150 Vogelarten. Besonders wichtig sind die Vogelarten, die in den Klippen nisten. Nicht selten trifft man auf Sardische Hasen und Wiesel und es fehlt nicht an Perlhühnern, Turtel- und Ringeltauben und zahlreichen Vögeln aus der Familie der Sperlinge. Es wurden verschiedene Tierarten, die aus dieser Gegend verschwunden waren, wieder angesiedelt, wie Damwild, Giara-Pferde, Weiße Asinaraesel, Wildziegen und das allgegenwärtige Wildschwein. Das interessanteste Tier ist wohl der Gänsegeier, obwohl es auch andere Raubvögel, wie Habichte, Rötel-, Wander- und Turmfalken gibt. Nahe am Landschaftsschutzgebiet liegt das Meeresschutzgebiet von Capo Caccia. mit seinen Grotten stellt es das reichste Karstgebiet des Mittelmeerraumes dar. Besonders berühmt ist die Neptunsgrotte, die sich über 2500 Meter ausdehnt. in ihrem Inneren gibt es einen Salzsee mit kleinen Sandstränden, ein Werk der unermüdlichen Arbeit von Wasser und Wind.
Der Eintritt zum Park ist kostenlos. Einzelpersonen oder Gruppen bis zu 20 Personen benötigen keine vorherige Erlaubnis, sie müssen lediglich einen Ausweis am Eingang hinterlegen. Für größere Gruppen muss ein schriftlicher Antrag mit Nennung der Besucherzahl gestellt werden, auf dem auch eine Fax-Nummer angegeben ist.
Samassi
Interessant ist der alte Teil des Dorfes mit den Kirchen San Geminiano, Beata Vergine di Monserrato, Santa Margherita, Sant'Isidoro und San Giuseppe und einer Reihe von typischen Häusern im Stil des Campidano. Die Struktur der traditionellen Häuser, die auch heute zwar mit leichten Veränderungen wieder auftaucht, ist das Muster der Häuser des Campidano mit einem großen Eingangsportal, das vom Wohngebäude durch einen geräumigen Innenhof (sa pratza) getrennt ist.
An der Außenmauer sind die Lagerräume für die Ernte, is dommus und die Räume für die Geräte und die Tiere, außerdem sa lolla, eine Art Patio, wo die haus- und landwirtschaftlichen Tätigkeiten verrichtet und Früchte getrocknet wurden. Es handelte sich zum großen Teil um Häuser der Bauern, die so gebaut waren, dass alle Arbeiten, die mit der Bearbeitung der Felder und der Ernte in Verbindung standen, verrrichtet werden konnten. In den 80er Jahren ist Samassi für sein Nachtleben bekannt geworden.
Burg von Marmilla und MudA-Museum
Ebenso wie die Burg von Monreale von Sardara und der Arcuentu von Guspini gehörte auch sie zur Bastion des Verteidigungsgürtels des Judikats von Arborea und spielte eine wichtige Rolle im Krieg gegen die Krone von Aragonien. Es wird erzählt, dass hier zuerst der Richter Mariano IV. und dann (vermutlich) seine Tochter, die legendäre Richterin Eleonora, verweilten, die Mitverfasser des sardischen Gesetzbuches Carta de Logu waren. Die Burg von Marmilla ist eine Militärfestung aus der Zeit der Judikate, deren Ruinen sich im Gebiet von Las Plassas auf der Spitze eines 270 m hohen, perfekt kegel- und mamillarförmigen Hügels erheben, von dem sich der Name Marmilla ableitet, der seit jeher fruchtbares „Weizenland“ ist. Die Burg wurde erstmals urkundlich in einem Dokument aus dem Jahr 1172 erwähnt, dem Jahr, in dem sie von den Arborensern an die Republik Genua abgetreten wurde. Ihr Ursprung geht jedoch noch weiter zurück und zwar bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts. Sie stand im Mittelpunkt des Mittelalters auf der Insel und war lange Zeit umstritten: Nach der Schlacht von Sanluri (1409) ging sie in das aragonische Herrschaftsgebiet über und bewahrte ein Jahrhundert lang ihre Verteidigungsfunktion. Einige ihrer Räume, die noch während der Feudalzeit in Verwendung waren, dienten bis ins 19. Jahrhundert als Gefängnis.
Die Festung, die auf einem mit quadratischen Sandsteinblöcken „aufbereiteten“ Felssockel errichtet wurde, hat unregelmäßigen sechseckigen Grundriss und nimmt den gesamten Gipfel des Hügels ein (550 Quadratmeter). Sie wurde mehrmals renoviert: Der wichtigste Eingriff geht auf den Richter Mariano II. Ende des 13. Jahrhunderts zurück. 2001 wurde sie einer Untermauerung unterzogen: Heute sind der fast unversehrte Hauptturm sowie die Umfassungs- und Innenmauern und eine große, in den Fels gehauene Zisterne zu sehen, die ebenso wie eine Zisterne außerhalb der Mauern die Wasserversorgung sicherstellte. Auch die Verteilung der Räume ist beachtlich: Garnisonsquartiere, Lager, Getreidespeicher, Waffenkammer und Wachhaus. Bei den Ausgrabungen wurden Teile der architektonischen Ausstattung, edle Keramik (13. bis 16. Jahrhundert), Reste eines Mühlsteins, Waffenfragmente, Glas und Essensreste entdeckt.
Die Funde sind im Burgmuseum MudA ausgestellt, das in einem campidanischen Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert in Las Plassas untergebracht ist. Mit einer anderthalbstündigen multimedialen Führung, die mit einem Film über den Besuch von Mariano IV. auf der Burg endet, wird im Museum vom täglichen Leben der Garnisonen auf der Burg und ganz allgemein vom mittelalterlichen Leben auf Sardinien erzählt. Auf Schautafeln werden auch Kleidung, Kochkunst, Werkzeuge und agropastorale Erzeugnisse gezeigt. Ein Teil des Museums ist den ältesten Besiedlungen dieses Gebiets gewidmet: Von großem Interesse ist eine lateinische Inschrift aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., in der die lokale Bevölkerung der Uneritani Jupiter Optimus Maximus einen Tempel widmeten.
Turris Libisonis
Die antike römische Stadt Turris Libisonis, an der Mündung des Rio Mannu, mitten im Golf von Asinara, ist der Vorläufer des heutigen Porto Torres, das heute wie einst ein wichtiger Seehafen im Nordwesten Sardiniens ist. Seit prähistorischer Zeit war das Gebiet zwischen dem heutigen Bahnhof und dem Fluss ein privilegierter Ort für Wohnstätten und den Flusshafen: Zuerst gab es hier Nuraghen, später Stadtgebiete. Als römische Kolonie seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. war es das einzige unter den Besitztümern zwischen der Republik und dem Imperium, das von römischen Bürgern bewohnt war: Sie trug den Namen Iulia, der mit der Person von Caesar oder Oktavian verbunden war.
Während der langen römischen Herrschaft wurden in der Stadt verschiedene städtebauliche Erneuerungen, wie der Bau eines Straßennetzes, von drei Thermen, eines Aquädukts und der Ausbau des Hafens vorgenommen, der mit Ostia in Handelsbeziehungen stand. Zwischen dem Ende des 2. und dem 3. Jh. n. Chr. war die Kolonie nach Caralis die zweitgrößte in Bezug auf Einwohnerzahl, Pracht und Seeverkehr. Beeindrucken werden ob ihrer architektonischen Perfektion und ihres Reizes die Domus di Orfeo, die Pallottino-Therme (nach dem gleichnamigen Archäologen benannt) und die zentrale Therme in einem Gebiet, das als Palazzo di Re Barbaro bezeichnet wird und in dem noch große Säle mit Wannen und feinen Mosaiken erhalten sind. Die Bautätigkeit verstärkte sich zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr.: Bemerkenswert sind deren Entwicklung ebenso wie die Überreste von Marmordekorationen, Flachreliefs und Statuen. Im archäologischen Ausgrabungsgebiet finden sich Reste von in Blöcken gruppierten Wohnhäusern sowie Tabernae (Werkstätten). Die Gebäude sind von gepflasterten Straßen begrenzt und teilweise in das Antiquarium Turritano eingegliedert, ein Museum, das sich in einem Gebäude im Gelände unweit der Thermen befindet und in dem bei Ausgrabungen entdeckte Funde und Artefakte, wie Keramiken, Graburnen, Inschriften und Mosaike, aufbewahrt werden.
Rund um die antike Stadt sind weitläufige Nekropolen erhalten: Im Westen an einem Ufer des Rio Mannu, im Süden unter dem heutigen Stadtzentrum und im Osten an der Strandpromenade, darunter das Hypogäum von Tanca Borgona, die Grabkomplexe von Scogliolungo und San Gavino a mare sowie die Gräber von Balai. Die Gräber reichen von der frühen Kaiserzeit bis in die frühchristliche Epoche. Über den Fluss wiederum führt heute eine fast vollkommen intakte römische Brücke mit sieben eleganten Bögen, ein wirklich außergewöhnliches Bauwerk.