Die Brunnentempel „Santa Vittoria di Serri“, „Sant’Anastasia di Sardara“ und „Santa Cristina di Paulilatino“ sind die am besten erhaltenen Brunnenheiligtürmer mit detaillierten architektonischen Formen auf der Insel, wo die nuraghischen Völker in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends vor Christus mysteriöse Rituale abhielten. Die Ausrichtung der Tempel zum Mond und zu den Sternen zeugt für die astronomischen Kenntnisse der Völker, die hier vor viertausend Jahren lebten.
Strecke: 115 km
Fahrzeit: 01h44
Die heiligen Stätten auf dem Gelände und die Brunnentempel dienten dem Wasserkult, deren Quellen im Inneren sorgsam gehütet wurden. Zur Wasserquelle gelangte man über eine Steintreppe, deren Überdachung ebenfalls Stufen aufwies. Eines der besten Beispiele für solche Brunnentempel ist das Brunnenheiligtum Santa Vittoria bei Serri, das aufgrund seiner architektonischen Raffinesse und der vielen Funde bemerkenswert ist. Vor allem fand man hier Votivgaben aus Bronze, die heute im Archäologischen Museum in Cagliari ausgestellt sind. Das Brunnenheiligtum besteht aus vier Hauptgebäudegruppen: dem heiligen Brunnen mit dem Tempel und der Hütte des Priesters („Capanna del sacerdote“), dem Festplatz („Recinto delle feste“), der Rotunde des „Doppelbaitylos“ (Steinkulte) und dem östlich-südöstlichen Komplex. Der heilige Brunnen aus der Spätbronzezeit besteht aus Basaltquadern und verfügt über ein Atrium, eine Treppe und einen zylinderförmigen Brunnenschacht. Im selben Bereich stand im byzantinischen Zeitalter die ländliche Kirche Santa Maria della Vittoria.
Das Brunnenheiligtum, das seinen Namen der nahegelegenen Kirche Sant’Anastasia verdankt, liegt auf einer heiligen Stätte neben einer Siedlung mit Hütten. Der aus Basalt- und Kalksteinblöcken gebaute Tempel besteht aus einem Atrium mit Sitzen, einer Treppe und einem über fünf Meter tiefen unterirdischen Raum mit Tholosgewölbe. Am Boden wurde über eine mit Tragbalken versehene Öffnung eine Wasserquelle eingeleitet. Ein zweiter Brunnen weist Quadersteine mit eingravierten Motiven auf (die heute in die Kirche Sant’Anastasia eingemauert sind). Bei den Ausgrabungen wurde eine große Rotunde freigelegt, die wahrscheinlich auf eine gemeinschaftliche Nutzung der Stätte hindeutet. Der Bereich aus der Spätbronzezeit wurde auch in punischer und byzantinischer Zeit weiter genutzt, als der erste Tempel zu Ehren Sant’Anastasia errichtet wurde. Die Funde aus der Ausgrabungsstätte sind im Museum „Villa Abbas“ in Sardara und im Archäologischen Museum in Cagliari ausgestellt.
Auf der Basalthochebene in Abbasanta liegt einer der faszinierendsten und bedeutendsten Tempel der nuraghischen Kultur, der umgeben ist von zahlreichen „Cumbessias“ (Behausungen der Pilger aus dem 18. Jahrhundert). Der aus fein geformten Basaltquadern gebaute Brunnentempel geht auf die Spätbronzezeit zurück (11. Jhd. vor Chr.) und besteht aus einem Atrium und einer Treppe, die zu einem Raum mit Tholosgewölbe (Pseudokuppel) führt, in dem sich die Quelle befindet. Die Umgebungsmauer mit einer Sitzbank innerhalb der ellipsenförmigen Rotunde weist eine schlüssellochartige Form auf. Weiter westlich vom Tempel ist die Versammlungshütte („Capanna delle riunioni“) erhalten geblieben. Die Rundhütte, deren Boden mit Kieselsteinen gepflastert ist, hat einen Durchmesser von 10 Metern und beinhaltet eine umlaufende Bank. In punischer Zeit wurde das Brunnenheiligtum den Göttinnen Demeter und Kore, in römischer Zeit Ceres gewidmet.