Sa Chida Santa: Authentizität, Passion und Mysterium
Jahrhundertealte, von spanischen Traditionen geprägte Feierlichkeiten mittelalterlichen Ursprungs verschmelzen mit archaischen campidanischen Bräuchen, die bis weit in die heidnische Nuraghenzeit zurückreichen. Die Karwoche ist reich an religiösen Bräuchen, bei denen die Christuspassion im Mittelpunkt steht: Von der Küste bis zu den Orten im Hinterland der Insel werden Sie den urtümlichen Charakter Sardiniens kennenlernen. Die Setmana santa (Karwoche) in Alghero ruft die katalanischen Ursprünge dieser Stadt in Erinnerung. Den Auftakt Freitag vor Palmsonntag gibt die Processione dell’Addolorata und wird am Ostersonntag mit dem Encontre (Begegnung der Statuen der Madonna und des Auferstandenen Jesus) abgeschlossen. Besonders beeindruckend ist die Kreuzabnahme Disclavament: Der Leichnam Christi wird in einer Prozession im Sarg begleitet. Bei Abenddämmerung werden in der ganzen Stadt Fackeln und mit roten Tüchern bedeckte Laternen aufgestellt.
Frühling in den Dörfern
Die Explosion der Frühlingsfarben auf der Insel reimt sich auf eine ihrer typischen „Ansichtskarten“, den bunten Häusern von Bosa. Bei einem Spaziergang entlang des Temo kann man sie bewundern, wie sie sich im Wasser des Flusses widerspiegeln und den Hügel erklimmen, der von der Festung Malaspina beherrscht wird, während man über den Ponte Vecchio zum Südufer gelangt, um die alten Gerbereien zu erkunden. Hier erwartet Sie schon ein Gläschen Malvasia, aber auch bezaubernder Korallenschmuck, Affodillkörbe und edle Gewebe. Bosa hat viel an Geschichte und Handwerkskunst, Industriearchäologie und so manche Delikatesse zu bieten. Sehenswert sind auch die Kirchen: der „Dom“ Immacolata Concezione, die Kirche Nostra Signora de sos Regnos Altos im Mauerring der Burg und San Pietro Extramuros, der Kern des alten Bosa Vetus. Ebenso aber auch seine Naturschätze: der Naturpark von Capo Marrargiu, das Naturreservat von Badde Aggiosu und an der Küste Bosa Marina, S’Abba Druche und Compoltitu.
Sardinien überrascht mit seinem Literaturfestivals
Ein bezaubernder Aspekt Sardiniens, über das anhand von literarischen Veranstaltungen erzählt wird, die im Frühling und Herbst hier stattfinden und die Sie sich bei Ihrem entspannenden Urlaub an der Küste und im Hinterland der Insel auf keinen Fall entgehen lassen sollten. Das Festival Isola delle Storie in Gavoi, in der Barbagia von Ollolai, ist das Aushängeschild der Literaturveranstaltungen. Seit 2004 treffen sich am ersten Juliwochenende Schriftsteller, Schauspieler, Journalisten, Musiker und unzählige Bücherfreunde, die die Gemeinde Gavoi mit herzlicher Gastfreundschaft empfängt und mit ihnen gerne ihre Traditionen und Lebensfreude teilt. Die Häuser werden den Besuchern geöffnet und die bunten Holzbalkone der Steinhäuser verwandeln sich in Bühnen für Lesungen und Erzählungen und die Plätze in Arenen für das Publikum. In den letzten Jahren seines Bestehens hat es laufend an Prestige gewonnen und ist heute ein nationaler und internationaler Bezugspunkt, ebenso wie andere Literaturfestivals der Insel, so z.B. La Notte dei Poeti, Licanìas, Éntula und Marina Café Noir.
Monte Corrasi
Sein Erscheinungsbild prägen steil abfallende Kalksteinfelswände, Türme, weiße Felsnadeln, Grotten und weite Hochebenen, die schroff und kahl in Höhenlage, mit Steineichen bewachsen im Mittelstreifen und mit Olivenbäumen, Weinreben und Mandelbäumen im Tal geziert sind. Der Monte Corrasi ist der höchste Gipfel der weiten, unwegsamen Hochebene des Supramonte sowie eines der eindrucksvollsten Reliefs der Insel. Die anspruchsvollen Pfade, die ihn durchqueren und bis auf 1463 Meter ansteigen, sind ein beliebtes Ziel für erfahrene (und trainierte) Bergwanderer, die nach Oliena kommen, um ihn zu besteigen. Vom Kamm des Corrasi bietet sich ein spektakulärer Ausblick und ein Rundumblick, der bis nach Nuoro, Orgosolo, Dorgali, bis zur Küste von Cala Gonone und bis zum Gennargentu reicht. Flora und Fauna runden die „Besonderheit“ eines Ortes mit dolomitischer Atmosphäre ab: Zunächst scheint er völlig trocken und öde zu sein, in Wirklichkeit aber wachsen hier 650 Pflanzenarten, von denen etwa 60 verbreitet sind. Ein Pflanzenparadies ersten Ranges, das die Italienische Botanische Gesellschaft dazu veranlasst hat, den Berg in die Liste der Biotope von besonderem Interesse aufzunehmen, und in dem Raubvögel wie Steinadler, Mäusebussard, Eleonorenfalke und Wanderfalke beheimatet sind und das Mufflon frei umherzieht.
Im Supramonte von Oliena, der von Tälern, Hochebenen, Dolinen und Schluchten geprägt ist, kann man neben dem Corrasi auch andere Gipfel erklimmen: Ortu Hamminu, Carabidda, an dessen Fuß das Dorf liegt, Sos Nidos, wo verschiedene Raubvögel nisten, und der markante Gipfel Punta Cusidore. Bergwanderer sollten sich auch den Aufstieg zum Monte Maccione und vor allem den Besuch des Lanaitto (oder Lanaittu) - Tals, nicht entgehen lassen, das reich an natürlichen und prähistorischen Stätten ist: Es umfasst das Dorf Tiscali, die Grotten Sa Oche und Su Bentu sowie die Grotte Corbeddu. Am Taleingang stößt man auf das heilige Gebiet Sa Sedda ‘e sos Carros, das für die Spuren der Metallverarbeitung in der Nuraghenzeit und als Zeugnis für den praktizierten Wasserkult von Bedeutung ist. Ein Besuch der Karstquelle Su Gologone, die zum Nationaldenkmal erklärt wurde, sollte unbedingt auf dem Programm stehen. „Das Rauschen der umliegenden Wälder ist wie das des Meeres in nicht allzu weiter Ferne, eine Brandung am Fuße der Berge“. So beschreibt Elio Vittorini in „Viaggio in Sardegna" (Reise nach Sardinien, 1936) die Empfindungen, die Oliena hervorruft, eine mit der Orangenen Flagge ausgezeichnete Gemeinde und, dank seiner beneidenswerten Lage, seiner Naturschätze, seiner kulturellen Traditionen und der Gastfreundschaft seiner Einwohner, eines der charakteristischsten Dörfer des Gebietes von Nuoro. Handwerkliche Erzeugnisse wie bestickte Seidenschals und Filigranschmuck, Pane Carasau (knuspriges Fladenbrot), die bäuerliche Küche und der Nepente, der berühmte Cannonau-Wein, den der Dichter D'Annunzio rühmte, um nur einige der Besonderheiten zu nennen.
Die Jazz&Blues-Seele Sardiniens
Von der Zeit geformte Granitbäche, zwischen Mauern aus weißem Kalkstein oder rotem Porphyr eingemeißelte Säle, Plätze in malerischen Dörfern, archäologische Stätten und sogar Meereshöhlen. Von Juni bis Oktober verwandeln sich die natürlichen Sehenswürdigkeiten und Landschaften in Bühnen und werden durch die Darbietungen berühmter internationaler Künstler lebendig. Charaktere und Klänge harmonieren mit der Umgebung und gehen eine Symbiose mit dem Inselleben ein. Seit fast vier Jahrzehnten wird Sardinien immer mehr zu einem bevorzugten Land des Jazz, vor allem dank eines Künstlers, der seiner Heimat eine neue musikalische Seele gegeben hat. Paolo Fresu wurde in dem kleinen Ort Berchidda geboren, und mit ihm ist Time in Jazz, das nun schon zum 38. Mal stattfindet, entstanden und gewachsen. Zu den Veranstaltungen, die man nicht verpassen sollte, gehört am Samstag, den 9. August im L'Agnata die sardische „Zuflucht“ von Fabrizio de Andrè, eine Hommage an den unvergesslichen genuesischen Singer-Songwriter, mit Paola Turci in der Hauptrolle.
Sardinien und das Kino. Natursäle unter dem Sternenhimmel
Vier Festivals auf den kleineren Inseln Sardiniens, den Inseln der Insel. Tavolara, ein Kalkberg, der aus dem Meer ragt, wird Mitte Juli zum riesigen Sternengewölbe-Saal des Filmfestivals Notte in Italia. Diese reizvolle 1991 ins Leben gerufene Veranstaltung ist mittlerweile ein „Klassiker“ des nationalen Filmpanoramas, bei dem sich alles um Regie und Kreativität des italienischen Kinos dreht. Publikum, Künstler und Fachleute treffen und lernen einander bereits auf den Schiffen kennen, die die Insel von Porto San Paolo aus, bei San Teodoro und etwas südlich von Olbia, erreichen, den drei in die 28. Ausgabe des Festivals eingebundenen Gemeinden. In mehr als 25 Jahren haben die Sterne des italienischen Kinos den einzigen Roten Teppich betreten, der vom bezaubernden Meer des Meeresschutzgebietes Tavolara-Capo Coda Cavallo umspült wird. Una notte in Italia 2018 wird zur Wanderveranstaltung: Sie läuft Dienstag, den 17. Juli in der Naturoase der Lagune von San Teodoro an, verlegt den Schauplatz Donnerstag, 19. Juli nach Porto San Paolo, und ab Freitag, den 20. Juli auf die traumhafte Insel Tavolara.
Bühnenbilder einer filmreifen Insel
Von einsamen Stränden zu Kaps, die sich ins Meer stürzen, vom wilden Supramonte zu den verlassenen Bergarbeiterdörfern des Sulcis, von Jahrhunderte alten Wäldern zu Orten, in denen die Zeit stehen geblieben ist: Seit jeher inspiriert Sardinien Autoren und Regisseure auf der Suche nach Landschaften. Zu den jüngsten Erfolgen zählen ein paar Fernsehserien, ein Genre, das heute sehr im Trend liegt: „L'isola di Pietro“ (Die Insel von Pietro) mit Gianni Morandi, die auf der Insel San Pietro und ihrem Dorf Carloforte spielt, und „Catch-22“ mit George Clooney in der Hauptrolle, dessen Hauptschauplatz das Gebiet um Olbia ist. Die Anfänge waren noch „schwarz/weiß“, mit zwischen den beiden Weltkriegen gedrehten Filmen. Der erste Erfolgsfilm war „Verboten“ (1954) von Mario Monicelli, nach dem Roman „Die Mutter“ von Grazia Deledda, gedreht zwischen Codrongianos, Ittiri und Tissi. In den gleichen Jahren hat die Szene des Opfers von Isaak, Teil von „Die Bibel“ (1966) von John Huston als Hintergrund den Berg Monte Corrasi von Oliena. Eine ganze Strömung war Ausdruck der rauesten Barbagia: von „Die Banditen von Orgosolo“ (1958) zu „Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr“ (1977) der Gebrüder Taviani. Das Thema wurde erneut aufgegriffen in „Disamistade“ (1988) von Gianfranco Cabiddu, der zwischen Nuoro und Ghilarza spielt.
Fest des Erlösers: Spiritualität und Folklore
In Barbagia, einem Land von eindrucksvoller Schönheit, das einst undurchdringlich war und in der heute authentischen Gastfreundschaft herrscht, sind jedes Jahr Ende August Zehntausende von Menschen an einem symbolischen Ereignis der Insel beteiligt: dem Fest des Erlösers von Nuoro. Ursprünglich als Hommage an die Statue, die seit 1901 die Stadt vom Berg Ortobene aus überragt, hat das Festival mit der Zeit auch (und zunehmend) folkloristische Konnotationen angenommen. Heute ist die Seele des Festes zweigeteilt: zwei unterschiedliche Momente, einer für die religiösen Feiern, der andere für die spektakuläre Parade von Gruppen in traditionellen Kostümen, die von der ganzen Insel kommen. Das Festival ist ein Symbol für die vielen Gesichter der Barbagia, ein Land, das tausendjährige Orte und Traditionen bewahrt und es noch heute liebt von sich zu erzählen, so wie es große Schriftsteller und Literaten gemacht haben.
Autunno in Barbagia, Herbst in Barbagia, auf der Entdeckung des Herzens von Sardinien
Erfahrene Frauenhände besticken Kleidung und Teppiche auf dem Webstuhl, arbeiten an Filindeu und anderen traditionellen Teigwaren und dekorieren Pintaubrote, die „de sos maistos“. Sie produzieren mit viel Sorgfalt Keramikvasen, führen Intarsien „arresolzas“ aus und kreieren filigranen Schmuck. In den Küchen der Cortes wird das Carasau gebacken und die gefüllten pan'e saba, pistiddu und durchicheddos zubereitet. Die Schreiner schnitzen das Holz der Sas Cascias, die Schmiede schlagen meisterhaft das Eisen, die Bauern pressen die gerade geernteten Trauben und die Hirten bereiten den Ricotta zu. Unterdessen genießen die Gäste die atemberaubenden Aussichten und probieren die gastronomischen Köstlichkeiten, begleitet von vollmundigen Weinen. Und sie unterhalten sich mit den Handwerkern, um die Bräuche von damals zu entdecken. Der Herbst in Barbagia ist eine Reise in das „Herz“ von Sardinien, eine Wanderausstellung über die Authentizität und Traditionen des Gebiets. Die Wochenenden in den vier Monaten werden durch kulturelle Exzellenz, Kunsthandwerk, und önogastronomische Spezialitäten belebt. Alles in den Haus-Höfen der Dörfer und Städte. Jede Gemeinde mit ihren Berufungen.
Auf der Wanderschaft, auf der Entdeckung von tausendjährigen Geschichten
Mit einem rhythmischen und besonnenen Gang wandernd, werden Sie dein einzigartiges und mythisches Land besser schätzen, erfreuen Sie sich an Landschaften und verzauberten Flecken, vertiefen Sie die Kenntnis von Personen und Gemeinschaften, die dieses bewohnen und von deren authentischen Traditionen. Wanderwege, spirituelle Routen und Pilgerziele Sardiniens bieten das, was derjenige wünscht, der einen „langsamen Tourismus“ sucht, in Kontakt mit der Natur, Kultur und wahren Identität des Orts, den er besichtigt, der eine Bereicherung des Geistes und des Wissens wünscht. Die Wege der Insel sind ideal für einen Touristen, der eine intime, echte Erfahrung leben möchte, in einem einzigartigen landschaftlichen und kulturellen Umfeld und in Gegenden, in denen die Gastfreundschaft als heilig angesehen wird. Zu Fuß, mit dem Fahrrad, zu Pferd oder mit dem Trenino Verde (Grünen Zug) zu besuchen.