Cabras
Der ideale Ort für einen Urlaub ganz im Zeichen von Natur und Kultur. In dem etwa 30 Kilometer langen Küstenstreifen, auf den Cabras blickt, liegt das Meeresschutzgebiet der Sinis-Halbinsel, das sich zwischen der Bucht von Is Arenas und dem Golf von Oristano erstreckt und auch die Insel Mal di Ventre sowie die kleine Insel del Catalano einschließt, in deren Tiefen sich alte Relikte verbergen. Gegenüber, an der Küste von Cabras, werden Strände aus feinen Quarzkörnern, die der langen Einwirkung von Wind und Wasser auf die Kalksteinfelsen dieses Gebiets zu verdanken sind, vom türkisfarbenen Meer umspült: Lassen Sie sich die drei traumhaften Strände Is Arutas, Maimoni und Mari Ermi nicht entgehen. Ihr Reiz wird Sie bezaubern. Aber auch andere Strände mit feinstem, weißem Sand, wie zum Beispiel San Giovanni di Sinis. Auf dem Weg nach Is Arutas, kann man seinem Urlaub eine ganz besondere Note verleihen, indem man an San Salvatore di Sinis vorbeifährt. Seine niedrigen, um einen zentralen Brunnen gruppierten Häuser, haben die Aufmerksamkeit von Filmregisseuren auf sich gezogen: Hier wurde der Western „Giarrettiera Colt“ (1968), der zum Genre der „Spaghetti-Western“ gehört, gedreht.
Cabras ist eine Stadt mit sehr alten Ursprüngen und bewahrt einige neolithische Zeugnisse, wie das Dorf Cuccuru is Arrius sowie zahlreiche Nuraghen. Aus der Eisenzeit (8. Jh. v. Chr.) stammt die größte archäologische Entdeckung des späten 20. Jahrhunderts im Mittelmeerraum, die auf dem Mont’e Prama gemacht wurde und zwar der Statuenkomplex der Giganten, Riesen aus Kalksandstein, die in einem großen Grabfeld auf dem Hügel entdeckt wurden und teilweise im Archäologischen Stadtmuseum ausgestellt sind, das nach der berühmten lokalen Persönlichkeit Giovanni Marongiu benannt ist. Heute sind sie ein authentisches Symbol Sardiniens. Um den archäologischen Rundgang im Gebiet um Cabras fortzusetzen, ist ein weiterer Zeitsprung in die antike Stadt Tharros, die im 8. Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern auf einem früheren nuragischen Dorf gegründet wurde, ein absolutes Muss. Hier wird die Geschichte Sardiniens zusammengefasst: Ein blühendes Handelszentrum in phönizisch-punischer Zeit, römische Urbs und später byzantinisch, erste Hauptstadt der Judikate und bis ins Mittelalter bewohnt.
Eine weitere Attraktion von Cabras sind die Fischteiche, die einen hochwertigen Fang abgeben, wie z. B. Meeräsche, aus deren Eiern Bottarga (Rogen), der „sardische Kaviar“, hergestellt wird, mit dem Spitzenrestaurants ihre Gerichte verfeinern.
Flumendosa
Er mutet wie ein schimmernder Stein an: Sein schimmerndes Wasser scheint wie in die Berge eingebettet, die zusammen mit den auftauchenden Felsen spektakuläre Licht- und Schattenkontraste bilden. Der See Medio Flumendosa wird vom gleichnamigen Fluss gebildet, der den zentralsüdlichen Teil Sardiniens 127 km lang durchquert. Der Wasserlauf wird durch zwei Dämme gestaut. Der erste befindet sich in der Schlucht von Bau Muggeris in 800 m Höhe, und bildet ein 6 km langes und 1,5 km breites Becken. Der zweite Staudamm, der 1952 zur Energiegewinnung und Bewässerung des Campidano angelegt wurde, liegt in 268 m Höhe und bildet eben den wunderschönen, weitläufigen Flumendosa-See, der 17 km lang und etwa 500 m breit ist und auf dem Gebiet von Sarcidano und der Barbagia di Seulo liegt.
Der glasklar blaue Wasserspiegel ist ein Ziel für stimmungsvolle Bootsausflüge: Hier kann man ein unvergessliches Erlebnis auf Booten im Mississippi-Stil mit Schaufelrädern und einem Oberdeck genießen, von dem aus die Landschaft zu bewundern ist. Neben dem romantischen (oder Familien-) Ausflug bieten sich auch Outdoor-Aktivitäten wie Kanufahren, Sportfischen und Wakeboarding. Die Einstiegsstelle befindet sich nahe der Haltestelle des Trenino Verde (Grüner Zug), der zusammen mit dem Boot die einzige Möglichkeit ist, diese wilde Gegend Sardiniens zu erkunden.
Im „Land der Seen“ - Flumendosa und Mulargia, die durch einen Tunnel miteinander verbunden sind, und Is Barrocus - zeigt sich die Natur mit unerwarteten, eindrucksvollen Panoramen, die man auf Wanderungen, archäologischen und önogastronomischen Touren entdecken kann. Von den Seen über Berge und Hügel, Wälder und Wasserfälle, Grotten und Schluchten bis zu den Felsen von Isili, die für ihre Kletterwände bekannt sind: die Landschaft ist abwechslungsreich und die möglichen Aktivitäten vielfältig. Man stößt auf Naturdenkmäler wie den einzigartigen Su Stampu de su Turrunu - ein dreifaches Karstphänomen, Schluckloch, Grotte und Karstquelle mit Wasserfall und kleinem Teich - sowie die Wasserfälle und Grotten von Sadali. Unter den archäologischen Zeugnissen sind die Menhirstatuen von Goni und Nurallao sowie die Nuraghenbauten Is Paras (Isili) und die Nuraghe Arrubiu (Orroli) absolut sehenswert. Jeder Ort offenbart seine alte Weisheit, die man in den lokalen Produkten wiederfindet: Brot und Käse, Öl und Wein, Fleischspezialitäten und köstliche Süßspeisen.
Botanische Garten - Cagliari
Eine riesige Grünfläche in der Altstadt von Cagliari mit Tausenden von Pflanzenarten aus aller Welt, von denen einige besonders selten sind, sowie mit einem archäologischen Bereich, in dem zahlreiche römische Relikte zu finden sind. Der Botanische Garten, dessen trapezförmige Fläche etwa fünf Hektar beträgt, befindet sich im unteren Teil des Palabanda-Tals, zwischen dem römischen Amphitheater, dem Kapuziner-Garten und der Villa des Tigellio, in der sich auch Reste anderer römischer Domus und eines Thermengebäudes befinden.
Im Jahr 1820 war erstmals die Rede davon, einen botanischen Garten in dem Tal anzulegen, das im Laufe der Jahrhunderte den Jesuiten, dem königlichen Gut und verschiedenen Privatpersonen gehört hatte, bis es von der Universität erworben wurde. Die Arbeiten begannen 1864 unter der Leitung des Gründers Patrizio Gennari und folgten dem ursprünglichen Entwurf des Architekten Gaetano Cima.
Er befindet sich in der Talsohle und ist durch eine Reihe von Blumenbeeten geprägt, die zur Allee hin symmetrisch angelegt sind, die wiederum vom Eingang bis zum Brunnen auf dem mittleren Platz bis zu einem von einer majestätischen Sumpfzypresse besetzten Becken und dem Pampanini-Brunnen führt. Hier sind die ältesten Exemplare des Gartens zu sehen. Auf der linken Seite der Allee findet man die Sukkulenten („Fettpflanzen“) in der „Wüste“, die in Pflanzen afrikanischer Herkunft und neotropische Flora unterteilt ist, und Arecaceae (Palmen) im „Palmenhain“, wo der Lebensraum einer Oase rekonstruiert wurde. Auf der rechten Seite befindet sich der mediterrane Wald, in dem man Strauch- und Baumarten der mediterranen Macchia sehen kann, sowie der „Orto dei semplici“ (Garten der Einfachen), in dem Heilpflanzen ausgestellt sind, die in der Volkstradition verwendet werden und von der Kräuterkunde als die wirksamsten Heilpflanzen angesehen werden. Die Ausstellung der Geophyten ist eine ganz neue Abteilung (2009) mit einer Sammlung von etwa 200 Exemplaren. Von der Talsohle gelangt man über eine Treppe in den oberen Teil. Ebenfalls sehenswert sind die Gennari-Grotte (Grotta Gennari), das Kleebecken (Vasca a trifoglio), der Römische Steinbruch (Cava Romana), der Höhenweg, die Keimplasma-Bank und das Botanische Museum. Nicht verpassen sollte man schließlich die Biodiversitätsfelsen, d. h. die seit 2004 ausgestellten Exponate, mit denen die Lebensbedingungen bestimmter Pflanzenarten, die auf steinigem Boden wachsen, in der Natur rekonstruiert werden. In diesem Bereich sind 90 % der ortsspezifischen, seltenen und „bedrohten“ Arten der westlichen Mittelmeerinseln, insbesondere Sardiniens, erhalten. Jeder Abschnitt ist in themenspezifische Beete unterteilt.
Gesturi
Eine bezaubernde, zeitlose Landschaft, Zeugnisse aus Nuraghenepoche und tiefer Glauben. Das sind die Merkmale von Gesturi, dem nördlichsten Dorf der Marmilla, mit seinen über tausend Einwohnern. Sein Gebiet erstreckt sich teilweise über die Giara (sa Jara Manna), der 600 m hohen Hochebene, die einst ein imposanter Vulkan war und heute eine unberührte Oase ist, die im Mittelmeerraum ihresgleichen sucht. Vegetation und Tiere leben hier in Symbiose: ein „Naturmuseum“ mit einer üppigen Decke botanischer Arten, Blumen und seltenen Pflanzen, die an Klima und Boden angepasst sind. Berieselt werden sie von is Paulis, riesigen, bis zu vier Meter tiefen Wasserbecken. Rundum gibt es Täler mit mediterraner Macchia und Hänge mit Olivenhainen und Weinbergen, die Olivenöl und Wein von hervorragender Qualität hervorbringen. An den steilen Kämmen der Hochebene stößt man auf Eichen- und Pappelwälder, die oberhalb der Hochebene in weitläufige Korkeichenwälder übergehen, die fast alle „krumm“ sind, da sie durch die Kraft des Windes geneigt wurden.
In dieser wilden Schönheit sind Enten, Waldschnepfen, Eichelhäher, Hasen und vor allem Giara-Pferde beheimatet, einer geschützten Art, deren Herkunft geheimnisumwoben ist und von der hier etwa 500 Exemplare in kleinen Gruppen leben. Auf der Hochebene ragen Felsreliefs in die Höhe, die das flache Gelände unterbrechen. Hier stößt man auf Spuren, die der Mensch in über 3500 Jahren hinterlassen hat, einschließlich dem „Vater aller Nuraghen“, der Protonuraghe Bruncu Madugui. Es gibt dreißig archäologische Ausgrabungsstätten, darunter die Menhire und Domus de Janas von sa Ucca ‘e su Paui, Gigantengräber und die Nuraghen von Pranu ‘e Mendula, sowie die punischen und römischen Dörfer von Tana Tupp’e Turri.
Gesturi ist ein Wallfahrtsort dank Bruder Nicola (1882-1958), der von Johannes Paul II. Selig gesprochen wurde und in einem bescheidenen Haus im Dorf lebte, das heute ein Museum ist. Von hier folgt man einer Route durch enge Gassen und vorbei an Herrenhäusern mit Bogenportalen und -veranden, alten Stadtkirchen und ländlichen Heiligtümern. Der Glaube kommt in sechs Kultstätten zum Ausdruck: Im Zentrum steht der 30 m hohe Glockenturm der Pfarrkirche Santa Teresa d’Avila (1607), die Mitte Oktober gefeiert wird. Am Stadtrand befindet sich die Kirche Santa Barbara, die älteste (1473), etwas außerhalb der Stadt, Madonna del Rosario (17. Jahrhundert) mit Sitz der Bruderschaft is Cunfrarius Biancus, die in der Karwoche die Madonna betreut. Die Betreuung des Christus hingegen ist die Aufgabe der Brüder vom Heiligen Grab, die ihren Sitz in der kleinen Kirche Santa Maria Egiziaca haben, die aufgrund ihrer Architektur und der „bekleideten Statuen“ etwas Besonderes ist. Vier Kilometer vom Dorf entfernt, mitten in einem Wald mit jahrhundertealten Bäumen, erhebt sich die Kirche der Madonna d’Itria (1620), deren Festlichkeiten, die vermutlich byzantinischen Ursprungs sind, am Pfingsttag beginnen. Gemeinsam mit ihnen findet auch das weltliche Schafsfest statt. Das besonders tief verwurzelte Fest ist Bruder Nicola geweiht, bei dem zwei Tage lang ausgiebig gefeiert wird.
Nostra Signora del Regno
Sie erhebt sich mit dunkler Pracht am Eingang von Ardara, einem, an den Hängen des Montesanto emporragenden Dorf des Logudoro. Die Basilika Nostra Signora del Regno thront neben den Ruinen eines Königspalastes jener Zeit, der einst Sitz der Richter von Torres war, die am Altar der Kirche ihren Eid ablegten und dort begraben wurden. Von einer hohen Anhöhe aus überblickt sie die darunter liegende Ebene: eine abgeschiedene, dominierende Lage, die den Reiz des Gebäudes aus schwarzen, „eisenartigen“ Trachytquadern noch betont. Ursprünglich war sie nur eine Kapelle und wurde in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts von Richter Comita (oder vielleicht dessen Schwester) vergrößert. Die Arbeiten wurden 1107 von Meistern der Pisaner Schule abgeschlossen, wie der Weiheinschrift auf dem Altar zu entnehmen ist. Es entstand ein außergewöhnliches Bauwerk, das zu den bedeutendsten romanischen Bauten Sardiniens zählt und sich durch seine Aussagekraft und Erhabenheit unterscheidet. Der Kontrast zwischen dem Schwarz des Basaltsteins und dem Gold des auf dem Altar befindlichen Altarbildes aus dem 16. Jahrhundert ist besonders beeindruckend.
An der Fassade, die durch Lisenen in fünf Spiegel unterteilt ist, befindet sich ein Rundbogenportal. An der Nordseite lehnt der Glockenturm. Von den drei Schiffen, die durch Pfeiler hervorgehoben werden, sind die beiden Seitenschiffe kreuzgewölbt und das mittlere weist eine Holzabdeckung auf. In der Apsis befindet sich das Hauptretabel: Es erzählt die Heilsgeschichte anhand von Bildern von Propheten, Patriarchen, Heiligen und der Heiligen Jungfrau. Die Predella des Werks trägt den Namen des Autors und die Jahreszahl (1515). Im Inneren sind außerdem ein Freskenzyklus aus dem 17. Jahrhundert mit den zwölf Aposteln und den vier Kirchenvätern sowie das Nebenretabel zu sehen, eine hölzerne Kanzel mit der Passion Christi. Ein weiteres wertvolles Werk vom Anfang des 12. Jahrhunderts ist das Prozessionsbanner: auf der einen Seite ist die Madonna mit Kind dargestellt und auf der anderen der Schleier der Veronika mit dem Antlitz Christi. Es steht im Mittelpunkt des Patronsfestes von Ardara, das zahlreiche Gläubige anlockt. Die Feierlichkeiten gipfeln in der Prozession am 9. Mai, die vom Chor der Sos Gosos, Lobgesängen zu Ehren der Madonna, begleitet wird. Es folgen Gesang, Tanz und Folkloredarbietungen.
In Zusammenhang von besonders beeindruckenden Kultstätten kann man in der Nähe auch Nostra Signora di Castro (12. Jahrhundert) sowie die Basilika Sant’Antioco di Bisarcio, eine der bedeutendsten romanischen Kirchen Sardiniens, besichtigen. In der Umgebung sollte man sich die Burg Monte Acuto, die Grotte San Michele, aus der die Ozieri-Kultur (3200-2800 v. Chr.) hervorging, die Nuraghe Burghidu und die römische Brücke über den Rio Mannu nicht entgehen lassen.
Monte Corrasi
Sein Erscheinungsbild prägen steil abfallende Kalksteinfelswände, Türme, weiße Felsnadeln, Grotten und weite Hochebenen, die schroff und kahl in Höhenlage, mit Steineichen bewachsen im Mittelstreifen und mit Olivenbäumen, Weinreben und Mandelbäumen im Tal geziert sind. Der Monte Corrasi ist der höchste Gipfel der weiten, unwegsamen Hochebene des Supramonte sowie eines der eindrucksvollsten Reliefs der Insel. Die anspruchsvollen Pfade, die ihn durchqueren und bis auf 1463 Meter ansteigen, sind ein beliebtes Ziel für erfahrene (und trainierte) Bergwanderer, die nach Oliena kommen, um ihn zu besteigen. Vom Kamm des Corrasi bietet sich ein spektakulärer Ausblick und ein Rundumblick, der bis nach Nuoro, Orgosolo, Dorgali, bis zur Küste von Cala Gonone und bis zum Gennargentu reicht. Flora und Fauna runden die „Besonderheit“ eines Ortes mit dolomitischer Atmosphäre ab: Zunächst scheint er völlig trocken und öde zu sein, in Wirklichkeit aber wachsen hier 650 Pflanzenarten, von denen etwa 60 verbreitet sind. Ein Pflanzenparadies ersten Ranges, das die Italienische Botanische Gesellschaft dazu veranlasst hat, den Berg in die Liste der Biotope von besonderem Interesse aufzunehmen, und in dem Raubvögel wie Steinadler, Mäusebussard, Eleonorenfalke und Wanderfalke beheimatet sind und das Mufflon frei umherzieht.
Im Supramonte von Oliena, der von Tälern, Hochebenen, Dolinen und Schluchten geprägt ist, kann man neben dem Corrasi auch andere Gipfel erklimmen: Ortu Hamminu, Carabidda, an dessen Fuß das Dorf liegt, Sos Nidos, wo verschiedene Raubvögel nisten, und der markante Gipfel Punta Cusidore. Bergwanderer sollten sich auch den Aufstieg zum Monte Maccione und vor allem den Besuch des Lanaitto (oder Lanaittu) - Tals, nicht entgehen lassen, das reich an natürlichen und prähistorischen Stätten ist: Es umfasst das Dorf Tiscali, die Grotten Sa Oche und Su Bentu sowie die Grotte Corbeddu. Am Taleingang stößt man auf das heilige Gebiet Sa Sedda ‘e sos Carros, das für die Spuren der Metallverarbeitung in der Nuraghenzeit und als Zeugnis für den praktizierten Wasserkult von Bedeutung ist. Ein Besuch der Karstquelle Su Gologone, die zum Nationaldenkmal erklärt wurde, sollte unbedingt auf dem Programm stehen. „Das Rauschen der umliegenden Wälder ist wie das des Meeres in nicht allzu weiter Ferne, eine Brandung am Fuße der Berge“. So beschreibt Elio Vittorini in „Viaggio in Sardegna" (Reise nach Sardinien, 1936) die Empfindungen, die Oliena hervorruft, eine mit der Orangenen Flagge ausgezeichnete Gemeinde und, dank seiner beneidenswerten Lage, seiner Naturschätze, seiner kulturellen Traditionen und der Gastfreundschaft seiner Einwohner, eines der charakteristischsten Dörfer des Gebietes von Nuoro. Handwerkliche Erzeugnisse wie bestickte Seidenschals und Filigranschmuck, Pane Carasau (knuspriges Fladenbrot), die bäuerliche Küche und der Nepente, der berühmte Cannonau-Wein, den der Dichter D'Annunzio rühmte, um nur einige der Besonderheiten zu nennen.
Monserrato-Park
Einst der wichtigste Adelssitz der Stadt und heute eine sechs Hektar große Grünfläche von historischem und natürlichem Wert, in dem sich ein eleganter Monumentalgarten befindet. Bei einem Spaziergang durch den Monserrato-Park, der sich entlang einer Talsenke am südwestlichen Stadtrand von Sassari erstreckt und 2007 nach langwierigen Restaurierungsarbeiten in neuem Glanz erstrahlte, taucht man in die Vergangenheit ein: Seine Alleen rufen dessen bedeutungsvollsten Momente, von seiner Entstehung im 17. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, in Erinnerung. In dreieinhalb Jahrhunderten hat sich der Park von einem Bauernhof zu einem edlen Park mit einer unendlichen Vielfalt an Pflanzen und Bauwerken entwickelt, die seine baumgesäumten Wege zieren. Man spaziert an der Allee von Linden, Steineichen, Johannisbrotbäumen, Zypressen und Kiefern entlang. In der Mitte befinden sich sechs Anbauinseln mit Orangenbäumen. Die unregelmäßige Form und die Vielfalt der Vegetation schaffen Abschlüsse und unerwartete „Perspektiven" der Stadt. Palmen und Korallenbäume, Oliven- und wilde Olivenbäume, Zitrus- und Granatapfelbäume, Buchsbäume, Rosskastanien, Magnolien, Weiden, Mastixsträucher und mediterrane Essenzen gehen ineinander über. Zur Verschönerung des Parks tragen auch die Gebäude bei, die von den Adelsfamilien, die nacheinander in dessen Besitz waren, errichtet wurden. Zuerst die Navarro, Kaufleute aus Valencia, dann die Deliperi, darunter Giacomo, der erste Bürgermeister der Hauptstadt nach der Vereinigung von Piemont und Sardinien.
Ab 1866 folgte der Abgeordnete Giovanni Antonio Sanna, ein Mann von Kultur und ein Freund von Mazzini und Garibaldi: ihm verdanken wir die Vergrößerung des „Herrenhauses“ und die Ergänzung durch weitere Bauwerke. Nach ihm kam Baron Giordano Apostoli, der die neugotischen Anregungen der Romantik aufgriff und den Park mit Artefakten wie dem „Jagdturm “ und dem „Belvedere-Becken“ bereicherte. Das war die Blütezeit. Ab 1921 war Nicolò Marquis di Suni (in der Planargia) der letzte Besitzer.
Über eine von Olivenhainen beschattete Straße gelangt man zum „Grünen Becken“ und von hier aus zur Terrasse des „Kleinen Wassertempels“, der fast zehn Meter lang, sechseinhalb Meter hoch und im klassizistische Stil gebaut ist. Er taucht fast unerwartet auf, mutet ob der klaren Linien streng und ob des Spiels mit dem Volumen lauschig an. Die Fassade prägt ein Portikus mit vier Kalksteinsäulen, die Abdeckungen sind Tonnengewölbe. Der Tempel beherrscht ein Tal, in dessen Mitte sich das „Nymphäum“ befindet, ein ellipsenförmiges Becken in klassizistischem Stil, das fast neun Meter lang und vier Meter breit ist. Der Spaziergang geht weiter durch die „Lindenallee“, die zum „Haus" führt: Von hier aus hat man einen Blick auf den Aussichtspunkt, der die „Zypressenallee“ überragt. Nicht zu übersehen sind die Ende des 19. Jahrhunderts hinzugefügten klassizistischen Bauwerke, allen voran das über dreißig Meter lange und zehn Meter breite „Froschbecken". Durch seine Neigung und flexible Anpassung an den Hang fügt es sich harmonisch in die Natur des Geländes ein. In der Mitte der Mauer sprudelt das Wasser aus einem gewölbten Durchgang heraus. Eine kurze Treppe führt zum monumentalen, 14 m hohen „Jagdturm“ mit welfischen Zinnen. Eine schmale Treppe verbindet die Stockwerke bis zur Terrasse, von der aus der Blick bis zum Meer reicht. Die Fassadenform ist streng, aber der Komplex konnte seine weichen Linien bewahren. Das „Jagdbecken“ bildet den Flügel des Wassertempels und betont dessen sanft abfallenden Verlauf. Turm und Becken fügen sich harmonisch in das Ensemble aus Bäumen, Wiesen und Wegen ein, die zum Tal hin abfallen. Vom Park aus macht man sich auf den Weg, um eine alte Königsstadt zu erkunden: Der Rosello-Brunnen, die Piazza d’Italia und die Kathedrale San Nicola di Bari sind Symbole für die Geschichte und Kunst von Sassari.
Sos Enattos
Eine lange Geschichte, die es zu erzählen und zu erkunden gilt. In der Antike ausgebeutet, die Mitte des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts von verschiedenen Konzessionsunternehmen betrieben wurde, liegt das Bergwerk von sos Enattos, das letzte metallhaltige Becken im Gebiet um Nuoro, das 1996 geschlossen wurde, heute ein wahres „Juwel“ der Industriearchäologie darstellt und Teil des von der Unesco geförderten geologisch- bergbaulichen Parks Sardiniens ist. Inmitten einer herrlichen, zum Teil unberührten Landschaft mit der „dolomitischen“ Kette des Monte Albo im Hintergrund, inmitten von Eiben-, Steineichen-, Wacholder- und mediterranen Macchia-Wäldern, dem Lebensraum von Mufflons und Steinadlern, sind Brunnen, Waschanlagen und andere Strukturen perfekt erhalten und für Besucher zugänglich. Sos Enattos ist Teil eines großen Bergbaukomplexes auf dem Gebiet von Lula, zu dem auch die beiden anderen nahe gelegenen Bleiglanz- und Silberminen Guzzurra und Argentaria mit ihren jeweiligen Bergarbeiterdörfern gehören. Ursprünglich wurden die Erze mit Ochsenkarren zum Strand von Santa Lucia di Siniscola transportiert und auf Frachtschiffe verladen.
Die ersten Anzeichen einer Ausbeutung des Gebietes gehen auf die jüngere Jungsteinzeit zurück, als der Talkstein „Steatit“ abgebaut und zu Kunstgegenständen verarbeitet wurde, darunter auch Statuetten der Muttergöttin. Aus der Römerzeit stammen Brunnen und Stollen, in denen die „damnatio ad metalla“ - Verurteilten Blei und Silber abbauen mussten. Die Überreste der Siedlung waren bis 1960 intakt. Eine weitere historische Spur war die Anwesenheit von jüdischen Sklaven aus dem 11. Jahrhundert, die im Auftrag eines reichen Grundbesitzers, eines gewissen Nabat, in den Brunnen arbeiteten. Ab dem 19. Jahrhundert konzentrierten sich die Ausgrabungen auf Blei-Zink-Adern und den Bleiglanz, später auch auf die Blende, an der das Gebiet sehr reich war. Der erste Wendepunkt der Mine war der Übergang zur Societé anonyme des mines de Malfidano (1905). Ihre größte Blütezeit erlebte sie mit der Übernahme durch Rimisa (1951), durch die das Produktionsniveau dank der Modernisierung der alten Stollen und des Baus eines Damms, einer neuen Waschanlage, von Lagerhallen, Werkstätten, Schaltanlagen, Büros, Unterkünften und Serviceleistungen für die Arbeiter auf ein Rekordniveau angehoben wurde. 1971 wurde der Schacht Rolandi fertiggestellt und ging in den Besitz der sardischen Bergbaubehörde über, die sich um eine Verbesserung der Produktion und der Erträge bemühte. Dann kam der Niedergang infolge der Bergarbeiterstreiks, die bereits 1896 als einer der ersten Arbeiterproteste in Italien ihren Anfang nahmen. Die Gegenwart und die Zukunft des Standorts sind auf die Wissenschaft ausgerichtet: 2019 wurde in sos Enattos das Oberflächenlabor einer Forschungsinfrastruktur eröffnet, in der das Einstein-Teleskop sowie ein Interferometer zur Beobachtung und Analyse von Gravitationswellen untergebracht werden sollen.
In der Nähe des Bergwerks befindet sich auch das Heiligtum des Heiligen Franz von Assisi, der den Bergleuten und ihren Familien seit jeher am Herzen lag. Die 1795 erbaute Kirche, die durch die Nobelpreisträgerin Grazia Deledda in ihren Romanen berühmt wurde, ist während der Festtage Anfang Mai und Anfang Oktober das Ziel von Pilgerfahrten aus der ganzen Insel. Den Gläubigen wird su Flindeu angeboten, in Schafs- und Käsebrühe zubereitete Fadennudeln, eine der Attraktionen von Lula.
San Salvatore di Sinis
Der Wilde Westen Sardiniens in einem Dorf, das nur wenige Tage im September anlässlich der Corsa degli Scalzi bewohnt wird. San Salvatore di Sinis, in der Ortsgemeinde Cabras, von dem es nur neun Kilometer auf der Straße zum wunderschönen Strand von is Arutas und zur antiken Stadt Tharros entfernt liegt, ist ein kleines Dorf, das schon seit Nuraghenzeit in heiligem Gebiet liegt und über zwei Jahrzehnte lang (1967-90) Schauplatz von „Spaghettiwestern“ war. Die Ähnlichkeit mit amerikanischen Grenzlandschaften führte dazu, dass es an Filmproduzenten vermietet wurde und in Filmen wie „Garter Colt“ (1968) zu Dörfern in Arizona oder New Mexico (einschließlich des Saloons) wurde. Das Genre ist zwar aus der Mode gekommen, doch die Attraktion für Neugierige geblieben.
Kulisse des 20. Jahrhunderts, Kultstätte seit Jahrtausenden. Das mittelalterliche Dorf, dessen heutiger Aspekt auf die spanische Herrschaft zurückgeht, verdankt seinen Namen der Kirche San Salvatore, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf einem in den Fels gehauenen prähistorischen Heiligtum errichtet wurde. Unter dem linken Seitenschiff führt eine kleine Treppe in das Hypogäum, das Spuren von Siedlungen aufweist, die bis in die Jungsteinzeit zurückreichen. Ein Gang führt durch rechteckige und runde Räume (einer davon mit einem Brunnen) zur Hauptkammer mit einer Quelle, die in der Nuraghenzeit für heidnischen Wasserkult genutzt wurde. In punischer Zeit war das Gebiet dem Gott der Heilkunst Sid, geweiht, während die Römer hier den Asklepioskult feierten. Das Bild der Romanisierung der Geisterstadt wird durch Domu ‘e Cubas, Ruinen von Bädern aus der Kaiserzeit mit einem polychromen Mosaikboden sowie Spuren eines Getreidespeichers aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. abgerundet. Das Hypogäum wurde ab dem 4. Jahrhundert in ein frühchristliches Heiligtum zu Ehren des Erlösers umgebaut: In zwei Räumen sind unbearbeitete Altäre mit einem großen Nuraghenbecken auf beiden Seiten zu sehen, das als Weihwasserbecken Verwendung fand. An den Wänden aller Räume befinden sich Inschriften in punischer, griechischer, lateinischer und sogar arabischer Sprache, die vermutlich auf islamische Plünderer im Mittelalter zurückgehen. Beeindruckend sind die wunderschönen frühchristlichen Fresken sowie Graffiti und Dekorationen, die Szenen des täglichen Lebens aus der Römerzeit und heidnische Kulte darstellen.
Die Kirche ist von sas Cumbessias kleinen, schmucklosen Häusern umgeben, die Ende des 17. Jahrhunderts gebaut wurden, um die Pilger während der Novenen zu Ehren des Heiligen Erlösers zwischen August und September zu beherbergen. In den „20 Kinojahren“ des Dorfes gehörten sie zur Westernkulisse. Der Höhepunkt der Feierlichkeiten beginnt in der Morgendämmerung des ersten Samstags im September mit der Corsa degli Scalzi, einer der eindrucksvollsten, besonders tief verwurzelten und identitätsstiftenden Veranstaltungen Sardiniens. An der Prozession nehmen über 800 Curridoris in weißer Kutte teil, die barfuß auf einem langen Schotterweg von der Kirche Santa Maria Assunta in Cabras das Simulakrum des Heiligen bis zum Dorf begleiten... und es am nächsten Tag zurück in die Pfarrkirche bringen.
Setzu
Am Fuße der Giara, einem Basaltplateau, das eine einzigartige Naturoase ohne Ihresgleichen darstellt, liegt Setzu, ein winziges landwirtschaftliches Zentrum mit etwa 150 Einwohnern, das kleinste Südsardiniens und eines der letzten auf der ganzen Insel, was die Einwohnerzahl betrifft. Seine Wirtschaft basiert auf Landwirtschaft und Viehzucht: Es ist für die Produktion von Fleisch, Käse, Wein und für Pilze und Schnecken berühmt, den „Grundlagen" der traditionellen kulinarischen Spezialitäten, die man Mitte August während des Festes „Sagra della fregola e de su pani Indorau" genießen kann. Der Name des Ortes bedeutet eigentlich „alt" (von su becciu, su belzu/elzu, s’etzu), denn er ist der älteste der umliegenden Orte und gehörte im Mittelalter zum Judikat von Arborea.
Sein Gebiet umfasst etwa 250 Hektar der südwestlichen Hänge der Giara sowie weitere „sanfte“ Hügel der Marmilla. Symbol dieses Ortes ist eine einzigartige Wildpferdart: die kleinen Giara-Pferde. Man kann sie aus nächster Nähe beobachten, wenn sie zwischen Kork-, Flaum- und Steineichen, Olivenbäumen und mediterraner Macchia galoppieren. Die Gegend ist ideal zum Reiten und Radfahren.
Der Ort konnte seine traditionelle Architektur mit seinen kampidanischen Steinhäusern bewahren, die durch gewölbte Portale und Innenarkaden (Lollas) geprägt sind. Sie gruppieren sich um die Pfarrkirche San Leonardo, die im 13. Jahrhundert in romanischen Formen erbaut wurde und bis zu ihrem Wiederaufbau im 17. Jahrhundert verfallen ist, und deutliche Anklänge an den Barockstil aufweist. Neben der Kirche steht der quadratische Glockenturm, der Zeugnis für die ursprüngliche romanische Anlage ablegt. Das Fest des Schutzpatrons wird Anfang November gefeiert. Das andere Heiligtum des Dorfes ist dem Heiligen Christophorus geweiht. Setzu ist sehr traditionsverbunden: Das Fest des Heiligen Ignazio da Laconi Ende August wird von der Gemeinde sehnlichst erwartet. Ein Teil des kulturellen Erbes des Dorfes ist im ehemaligen Monte Granatico und im Multimedia-Museum Filo di Memoria zu finden, das 2011 in einem renovierten alten Herrenhaus im Herzen des Dorfes eingerichtet wurde. In drei Sälen werden die prähistorische Archäologie und die Geschichte des Ortes, auch anhand von Märchen, erzählt. Der Ausstellungsparcours lädt Sie zu einer „Live-Konfrontation" mit der Muttergöttin und Janas, in einer virtuellen Reise zwischen dem fünften und dritten Jahrtausend v. Chr. ein, einer Zeit, in der die Gegend besiedelt war, wie die Domus de Janas di Domu ‘e s’Orcu e Grutta sa Perda bezeugen. Überreste von nuragischen Türmen zeugen von der Präsenz des Menschen in der Bronzezeit: In der Nähe der Nuraghe S’Uraxi wurden auch zahlreiche römische Keramiken gefunden. Aus der gleichen Zeit stammen auch in der Ortschaft Corte Muros Teile von Mauern und Dächern von Wohnhäusern. In der Ortschaft Nuraxi ‘e Setzu sind die Überreste eines Dorfes aus der Kaiserzeit zu sehen.