Von einsamen Stränden zu Kaps, die sich ins Meer stürzen, vom wilden Supramonte zu den verlassenen Bergarbeiterdörfern des Sulcis, von Jahrhunderte alten Wäldern zu Orten, in denen die Zeit stehen geblieben ist: Seit jeher inspiriert Sardinien Autoren und Regisseure auf der Suche nach Landschaften. Die Anfänge waren noch „schwarz/weiß“, mit zwischen den beiden Weltkriegen gedrehten Filmen. Der erste Erfolgsfilm war „Verboten“ (1954) von Mario Monicelli, nach dem Roman „Die Mutter“ von Grazia Deledda, mit einer fabelhaften Lea Massari, gedreht zwischen Codrongianos, Ittiri und Tissi. In den gleichen Jahren hat die Szene des Opfers von Isaak, Teil von „Die Bibel“ (1966) von John Huston als Hintergrund den Berg Monte Corrasi von Oliena. Eine ganze Strömung war Ausdruck der rauesten Barbagia: von „Die Banditen von Orgosolo“ (1958) zu „Eine Frage der Ehre“ (1966), mit Ugo Tognazzi, von „Der blauäugige Bandit“ (1969) zu „Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr“ (1977) der Gebrüder Taviani. Das Thema wurde erneut aufgegriffen in „Disamistade“ (1988) von Gianfranco Cabiddu, der zwischen Nuoro und Ghilarza spielt.
Eine traumhafte (und einsame) Szenerie wählte Michelangelo Antonioni für „Die rote Wüste“ (1964): den rosa Strand von Budelli, eine Insel der Inselgruppe der Maddalena. Zehn Jahre später, wurde in Cala Luna, Cala Fuili und Capo Comino „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal im azurblauen Meer im August“, ein Meisterwerk von Lina Wertmuller, verkörpert von den „Schiffbrüchigen“ Mariangela Melato und Giancarlo Giannini, inszeniert. Auch Sergio Corbucci verwandelte Cala Luna (zwischen Baunei und Dorgali) in eine einsame Insel: Paolo Villaggio spielte Robinson in „Robinson jr.“ (1966). Im gleichen Kielwasser, drei Jahrzehnte später, „Selvaggi (Wilde)“ von Carlo Vanzina mit einer Gruppe von Komikern als Urlauber, die auf dem Strand von Razza di Juncu in Porto Rotondo abstürzen. Zwei Jahre zuvor war mit Vanzina Sardinien Schauplatz von „Piccolo grande amore (Kleine große Liebe)“ mit einem sehr jungen Raul Bova. 2002 ist der Golf von Orosei erneut Schauplatz der Neuverfilmung von „Hingerissen von einem ungewöhnlichen Schicksal...“, „Stürmische Liebe - Swept away“, Regie Guy Ritchie, mit Madonna und Adriano Giannini, Sohn von Giancarlo.
Zauber, Luxus und Abenteuer vor dem Hintergrund von Porto Cervo und der Costa Smeralda in „Der Spion, der mich liebte“ (1977), zehnter Film aus der James-Bond-Reihe, gespielt von Roger Moore unter der Regie von Lewis Gilbert. Cala di Volpe, Cala Pitrizza, Capriccioli, San Pantaleo und Palau, an der nordöstlichen Küste und Capo Caccia im Nordwesten sind der Wirkungskreis der Handlungen und atemberaubenden Verfolgungsjagden von James Bond. Der Park von Porto Conte und das Meeresschutzgebiet von Capo Caccia waren bereits 1968 Schauplätze in „Brandung“, unter der Regie von Joseph Losey: Sie stellen romantische und dramatische Szenen zwischen Alghero und der Küste der Argentiera. Vom Norden in den tiefen Süden, von historischen Filmen zu den Jahren Zweitausend, immer wieder Küstenparadiese: Leonardo Pieraccioni hat Santa Margherita di Pula für „Finalmente la felicità (Endlich das Glück)“ (2011) gewählt.
Die Costa Verde, insbesondere die Dünen von Piscinas und die Geister-Orte von Ingurtosu und Montevecchio stehen in „Der schwarze Hengst“ (1979), in Zusammenarbeit mit Francis Ford Coppola geschrieben, im Vordergrund. An der Westküste hochsteigend, trifft man auf das Dorf von San Salvatore, einem Vorort von Cabras, das in einen Ort des Wilden Westens Arizonas oder Neu-Mexicos für ein Filmgenre von großem Erfolg, den „Spaghetti Western“, wie „Giarrettiera Colt“ (1967) verwandelt wurde. Wenig weiter nördlich, im Science-Fiction-Film „2+5 Missione Hydra“ (1966) erscheint s’Archittu von Santa Caterina di Pittinurri (Cuglieri), Schauplatz einer seltsamen Landung von Außerirdischen. Die Halbinsel des Sinis wurde auch kürzlich von italienischen Künstlern ausgewählt: 2007 für „Le ragioni dell’aragosta (Auf der Seite des Hummers)“ von Sabina Guzzanti, ein in su Pallosu, einem Ortsteil von San Vero Milis an der Küste gedrehter Film, und 2011 für „Una piccola impresa meridionale (Ein kleines südliches Unternehmen)“ von Rocco Papaleo gespielt und unter dessen Regieführung. Die Schauplätze sind Capo San Marco, in der Nähe der antiken Stadt von Tharros, der Strand von San Giovanni del Sinis und Cabras.
Viele sardische Regisseure haben ihre im wahren Leben der sardischen Dorfgemeinschaften angesiedelten Geschichten erzählt, faszinierend in seiner Unbeweglichkeit, vor allem im tiefsten Landesinneren: Es ist der Fall von „Ballo a tre passi (Drei-Schritte-Tanz)“ (2003) und „Sonetàula“ (2008) von Salvatore Mereu, des amüsanten Films „Arbitro (Schiedsrichter)“ (2013) von Paolo Zucca, gespielt von Stefano Accorsi, und einem Film, der in die Falten der tausendjährigen Kultur der Insel eindringt, „L’Accabbadora“ (2015) von Enrico Pau. Der Erfolg von Cabiddu, nach Disamistade, wurde von „Il figlio di Bakunin (Bakunins Sohn)“ (1997), nach dem Roman von Sergio Atzeni, wiederholt und vom mehrfach ausgezeichneten „La stoffa dei sogni (Der Stoff der Träume)“, der auf der Insel von Asinara spielt, auf der infolge eines Unwetters vier Camorra-Kriminelle, zwei diese begleitenden Wächter und vier Mitglieder einer Theatergruppe landen. Das ehemalige „sardische Alcatraz“ war kürzlich auch Schauplatz von „Era d'estate (Es war im Sommer)“ (2016), die Geschichte der Verlegung der Staatsanwälte Borsellino und Falcone auf diese Insel.