Historische Gärten Sardiniens, eine Verstrickung von Mensch und Pflanzen

Parco di Monserrato - Sassari

Historische Gärten Sardiniens, eine Verstrickung von Mensch und Pflanzen

Vom botanischen Garten in Cagliari bis zur Garteninsel Caprera, über die Parks der Villen des ausgehenden XIX. Jahrhunderts: Hier sind sieben historische Gärten der Insel in einer Mischung aus seltenen botanischen Aspekten und Ortsidentität
Pflanzen von seltener Schönheit in Verbindung mit klassizistischer Architektur und archäologischem Erbe

Dies ist eine Reise durch die Düfte und Farben, Kunst und Geschichte, begeben wir uns auf die Entdeckungsreise eines Landschaftserbes, das in sieben historischen Gärten des ausgehenden 19. Jahrhunderts in einer Synthese von Architektur und Botanik vorgestellt wird. Geschichten von Mensch und Pflanzen, von Leidenschaft für die Natur, die herausragende Namen verbindet, die auf den ersten Blick wenig miteinander gemeinsam haben: der Nationalheld Garibaldi, der Ingenieur und Magnat Piercy und der „aufgeklärte“ Marchese Aymerich. Im Jahr 1866 erdachte sich der Botaniker Patrizio Gennari eine Sammlung von Pflanzen im Zentrum von Cagliari: Diese Idee verwandelte sich schnell in einen botanischen Garten, eine große Fläche mit Hunderten von Exemplaren, unter denen sich auch Tropenpflanzen und ein Parcours mit in der Bibel verzeichneten Pflanzen befanden. Im Garten ist auch ein beeindruckender archäologischer Ausgrabungsbereich: vier Zisternen aus römischer Epoche, die in das klassizistische Projekt des Genies Gaetano Cima eingepasst sind, der um sie herum einen kleinen Tempel der Botanik erbaut hat. In der Nähe des botanischen Gartens befinden sich das römische Amphitheater und der botanische Garten der Kapuzinermönche.

Orto botanico - Cagliari
Orto Botanico - Cagliari
Der riesige Park Aymerich di Laconi und die üppigen Zitrusgärten von Milis

Zur selben Zeit half der Architekt Cima dem Marchese Ignazio Aymerich di Laconi, einem Abgeordneten des Königreiches und Sammler von seltenen Pflanzen, die 22 Hektar Grund, die das Schloss Aymerich im XIX. Jahrhundert umgaben, anzulegen. So entstand der Park Aymerich, der mit einem dichten Netz von Wegen und Pfaden, Kaskaden, üppig blühenden Steineichen, Erdbeerbäumen, Kirschbäumen, Himalaya- und Libanon-Zedern durchzogen ist. Das Wasser tritt überall am Wegnetz entlang zu Tage und versorgt die hundertjährigen Bäume. Von der Hochebene Sarcidano bis zum Campidano von Oristano und bis Milis geht es dann, um die prächtige Villa und den Park Pernis-Vacca vom Beginn des XX. Jahrhunderts zu bewundern. In der Zitrusplantage sammelte und zog Cosimo Vacca traditionelle sardische Arten, darunter auch die besondere Zitronenart Pompia, die typischerweise in der Gegend von Siniscola wächst. Seit 2010 wird die für Sardinien wichtigste botanische Veranstaltung im Park organisiert: der Frühling der Gärten, der Primavera nei giardini. In diesem Ort bei Oristano können Sie auch die Zitrusgärten der ‘Vega’ bewundern, die sogenannten s’Ortu ‘e is paras (der Mönchsgarten), zur Erinnerung an die Kamaldulensermönche, die sie angepflanzt haben. Heute gehören sie der Familie Pilo Boyl von Putifigari, deren Familiensitz, Palazzo Boyl besichtigt werden kann.

Parco Aymerich - Laconi
Palazzo Boyl - Milis
der Triumph des Grünen und des Wassers in San Leonardo und die besondere Vorliebe von Piercy

Ein wenig nördlicher in Santu Lussurgiu liegt der Ort San Leonardo di Siete Fuentes. Das sind fünf Hektar Natur, Frieden und geistige Tiefe: Bewundern Sie das alte Kirchlein und die Überreste einer mittelalterlichen Ansiedlung inmitten eines Waldes aus hundertjährigen Ahornbäumen, Kastanien, Zedern, Steineichen, Ulmen, Flaumeichen und Eiben. Die Stille wird nur durch das Wasserrauschen unterbrochen, das einst an einem Ort aus sieben Quellen (daher der Name Siete Fuentes) quoll und das Land so fruchtbar machte. Diese romantische Anziehungskraft der Wildnis des sardischen Binnenlandes mit den Düften der unberührten Natur veranlasste den walisischen Ingenieur Benjamin Piercy zum Bleiben; er war in diese Gegend mit dem Auftrag gekommen, die erste sardische Eisenbahnlinie zu bauen. Der englische Park, den er in Botolana geschaffen hat, erstreckt sich hinter dem Herrenhaus. Man gelangt über einen kleinen Weg mit Weihrauchzedern in den Park, was die Vorliebe von Piercy für kegel- oder zylinderförmige Bäume bestätigt; sie sind in ein Muster mit weiten Ausblicken und in einem Wäldchen mit Kastanien, Buchen, Walnussbäumen und Eiben zu finden, neben anderen „wichtigen“ Bäumen wie die Spanische Tanne, Lawsons Scheinzypresse und den Balearen-Buchsbaum.

Villa Piercy - Bolotana
San Leonardo, fonte - Santu Lussurgiu
Monserrato und Caprera: das Symbol von Sassari und die zauberhafte Einsiedelei von Garibaldi

Der Park von Monserrato ist ein historisches Naturerbe von Sassari. Das Gut wurde Mitte des XVII. Jahrhunderts von der Familie Navarro di Valencia an den Vater des ersten Bürgermeisters von Sassari Giacomo Deliperi verkauft. In einer Provinzlandschaft inmitten von Olivenhainen können Sie den in Terrassen angelegten Garten bewundern; von jeder Terrasse aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung und in Wege und Pfade, die unterschiedliche Baumnamen tragen: Linden, Steineichen, Johannisbrotbäume, Zypressen und Pinien. Dazwischen sind Zitrusbäume, Palmen, Erythtina , Buchsbäume und andere mediterrane Essenzen. In der Parkmitte steht eine klassizistische Villa mit einem hydraulischen System, die zusammen mit dem hydraulischen System des Tempels und des Seerosenteiches vom genialen Geist des Unternehmers und Liebhabers von allem Schönem Giovanni Antonio Sanna stammt. Der Rundgang endet „zyklisch“ mit Gennari. Dieser Botaniker kam einer besonderen Einladung nach: Auf der Insel Caprera erbat Giuseppe Garibaldi ihn um eine Beratung. Im großen Park rund um das sog.weiße Haus“ liegt das einstige landwirtschaftliche Unternehmen vom „Held beider Welten“, das heute das Compendio garibaldino genannt wird, und eines der meist besuchten Museen der Insel ist; hier kann man noch heute das geradezu „mystische Gefühl“ gegenüber der Natur spüren, das Garibaldi in seinen letzten Lebensjahren begleitet hat.