In Nuoro steht das Geburtshaus der Schriftstellerin Grazia Deledda, Literaturnobelpreisträgerin 1926. Das Haus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befindet sich im Stadtteil Pedru, dem Viertel der Hirten, das zusammen mit Seuna den ältesten Kern der Stadt ausmacht. Es umfasst drei Stockwerke plus Innenhöfe im Erdgeschoss und ist ein Beispiel für ein nuoresisches Haus wohlhabender Bürger.
Grazia Deledda lebte bis zum Tag ihrer Hochzeit im Jahr 1900 hier. 1901 zog sie nach Rom und ihre Besuche in Nuoro wurden seltener. 1913 wurde das Haus verkauft, erfuhr jedoch keine eingreifenden Veränderungen. Nachdem es zum Nationaldenkmal erklärt worden war, kaufte es 1968 die Stadt Nuoro, die es 1979 dem Istituto Superiore Regionale Etnografico (ISRE) zum symbolischen Preis von tausend Lire überließ. Das Institut wurde sogleich tätig, um in dem Gebäude ein der Schriftstellerin gewidmetes Museum einzurichten.
Dank der Großzügigkeit der Familie Madesani-Deledda gelangte das ISRE in den Besitz einer großen Zahl von Manuskripten, Fotografien, unterschiedlichen Dokumenten und persönlichen Gegenständen, die von Rom nach Nuoro geschafft wurden und den ersten Kern der Museumsausstellung bildeten. Das 1983 eröffnete Museum wurde eine obligatorische Etappe für Forscher und Besucher Nuoros und Sardiniens. 1997 wurde es wegen notwendiger Sanierungsarbeiten geschlossen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch die museografische Gestaltung neu überdacht.
Nach Abschluss der Arbeiten (2000) präsentiert sich das Deledda-Museum heute in neuem Gewand. Die Ausstellung von 2006 wurde nicht nur durch wichtige neue Dokumente bereichert, sondern will in Deleddas Haus die gefühlsmäßige Bindung zwischen der Schriftstellerin und ihrer Stadt nachempfinden, so wie sie sich in ihrem autobiografischen Roman Cosima ausspricht. Sie will den Besucher zudem zu einer Reise in die Zeit, die Gesellschaft und Orte derjenigen einladen, die sich in ihren Schriften zur Vermittlerin der Kultur und Gefühle der Barbagia und ganz Sardiniens in der Welt gemacht hat.