Vor der malerischen Kulisse gewaltiger Kalkformationen, die hoch über herrlichen Buchten und Ständen aufragen, liegt der Ort Baunei im historischen Gebiet der Ogliastra. Die Felswand, die das Dorf überragt, verleiht ihm den Charakter eines Bergdorfes, aber in Wirklichkeit ist es nicht weit von wunderbaren Küstenstrichen wie Aguglia di Pedra Longa, Capo Montesanto, Portu Petrosu, Cala Bigiala, Cala Goloritzè, Cala Mariolu und Cala Sisine entfernt. Der Ortsname scheint vom Namen der Burg herzurühren, die zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert von den Doria gebaut wurde: "Baun". Einige Forscher sind dagegen der Ansicht, dass der Name von "bainòs" abgeleitet ist, dem Schmelz- bzw. Brennofen (für Metalle und Kalk). Das Dorf erstreckt sich um den abschüssigen historischen Ortskern, wo sich die Pfarrkirche San Nicola mit ihrem geschmückten Portal erhebt, deren Grundriss aus dem 17. Jahrhundert stammt, während andere Gebäudeteile auf spätere Epochen zurückgehen. Zu den kulturellen Traditionen des Ortes Baunei zählt das "pletare", ein Ritual, das am Abend vor einer Hochzeit stattfindet. Ein Zug zieht vom Elternhaus des Verlobten zum Haus der künftigen Braut und trägt dabei "su paralimpu", einen Stab mit einer brennenden Kerze. Auf die Ankunft beim Haus folgt ein Gespräch, in dem um die Hand der jungen Frau angehalten wird, die von den Verwandten verweigert wird, bis schließlich festlich die Verbindung geschlossen wird.
Die märchenhafte Naturumgebung schließt die Basalthochebene Su Golgo mit der Schlucht "Su Sterru" und dem Nuraghen Coa e Serra ein. Nicht weit entfernt findet man "As Piscinas", eine Reihe von natürlichen Regenwasserbecken, die in der Vergangenheit für die Metallwäsche und die Vollziehung magischer Handlungen genutzt wurden. Einen Besuch lohnt Santa Maria Navarrese, ein Ortsteil von Baunei, der nicht nur den Supramonte im Hintergrund zu bieten hat, sondern auch ein kristallklares Meer, in dem das wunderschöne Inselchen Isolotto dell'Ogliastra liegt.